Wenn alles Vorhandene in Balance steht …
Man kann es technisch sehen. Dann stehen die drei Sterne bei Holger Kochs Wein für eine Einzelparzelle, mageren Boden und geringen Ertrag. Besser wäre es aber, die hedonistische Brille anzulegen. Denn dann sind die *** Symbol für einen Burgunder, der diesen Namen auch stolz trägt. Zum einen aufgrund seiner Genetik, die sich direkt in französische Weinberge zurückverfolgen lässt. Diesen Reben-Schatz hat Holger Koch über die Jahre im Weingarten vermehrt, um jenes Profil zu erzielen, das er mit seinen Weißburgundern am liebsten verbindet: „Unsere Weine sollen nachhaltige Kraft mit lebendiger Frische kombinieren. Sie sollen saftigen Trinkfluss bieten, der Spaß macht“.
In Bickensohl scheint man dafür ein alchemistisches Geheimnis zu kennen. Denn gemeinhin gilt der wasserspeichernde Lössboden als Garant für üppigere, mitunter sogar „fette“ Weine. Bei Holger Kochs Weißburgunder des Jahrgangs 2023 zweifelt man fast an den Bodenanalysen, so elegant, ja in der Jugend fast noch scheu, kommt der „Drei-Sterner“ ins Glas. Allenfalls helle, exotische Früchte – eher jene zurückhaltenderen Underdogs im Tropenfrucht-Korb wie Cherimoya oder Sternfrucht – sind zu riechen. Etwas Apfel und erst in dritter Lesung auch ein Touch Butterkaramell machen neugierig, wie sich der 2023er in die Reihe dieses beliebten Preis-Genuss-Weißweines Koch’scher Provenienz einreihen wird. Auch am Gaumen liebt dieser Weißburgunder den Schwebezustand. Viel Agrumen sind wie jedes Jahr zu schmecken. Die rosa Grapefruit, die Kumquat und auch die noch säurige Klementine sind zu spüren. Aber eben auch ein Tiefgang, der wie ein Schutzraum unter der jugendlich-säurigen Frische wirkt. Nur, dass eben keine Kelleretage zwischen dem ausgelassenen Treiben der Früchte und dem gelasseneren schmelzigen Dahinfließen von Butter und mit Orangen gemeinsam gepresstem Olivenöl liegt. Alles ist verwoben und lässt den analytischen Verstand von Dauerbetrieb auf „Stand-by“ umschalten. Der Weißburgunder *** entzieht sich dem banalen „Aromenkaraoke“. Kein einzelner Bestandteil, nein, das Gesamte erfreut hier den Kenner. Wäre Holger Koch nicht Winzer, sondern Bildhauer, dann wäre das seine Tinguely-Maschine. Und die läuft auch 2023 perfekt!
Ab sofort bis 2032.
Die Vorschusslorbeeren für den Jahrgang 2023 am Kaiserstuhl waren absolut berechtigt! So „funkelt“ Holger Kochs Weißburgunder *** noch mehr als sonst.