Molitor
Zeltinger Sonnenuhr Riesling Auslese*** (edelsüß, goldene Kapsel) 2021

Eine Auslese für die Ewigkeit!

98 Punkte – Robert Parker Wine Advocate
96 Punkte – Mosel Fine Wines

Das Investieren in Gold hat aktuell ja Hochkonjunktur. Daran wollen wir nicht rütteln, raten allerdings zu mehr Kreativität im Portfolio und empfehlen die Goldkapseln aus dem Hause Markus Molitor. Die goldene Kapsel steht im hauseigenen Farbsystem des Weinguts für die frucht- und edelsüßen Weine und die haben allesamt ein fast unendliches Lagerpotenzial, sind also perfekte Investitionen. Es sind Weine, die Sie, wenn Sie sich beherrschen können und familientechnisch entsprechend aufgestellt sind, durchaus ihren Enkeln vererben können. Allerdings wäre unser Rat eher, diese unfassbar edlen Tropfen lieber gemeinsam zu trinken, denn dafür sind sie ja auch eigentlich gedacht. Ein absolutes Flaggschiff in der Reihe der Goldkapseln ist die mit drei Sternen versehene Auslese aus der Premium-Lage Zeltinger Sonnenuhr. Die Sterne sind das weingutsinterne Qualitätssystem und drei Sterne ist die Spitzenbewertung, die dementsprechend selten vergeben wird. Mit seiner Einschätzung ist das Weingut hier aber nicht alleine – auch Stephan Reinhardt, Robert Parkers Statthalter in Deutschland, zieht hier regelmäßig Höchstwertungen und auch schon mal die 100 (zuletzt 2019). Von der etwa 20 Hektar großen Lage Zeltinger Sonnenuhr bewirtschaftet Markus Molitor rund ein Viertel und es ist einfach unfassbar, was für unterschiedliche Rieslingstile er hervorzaubert. Die Auslese*** ist schlichtweg ein Meisterwerk. Hellgelb im Glas mit einer überraschend frischen Nase voller Fruchtigkeit. Neben der grandiosen gelben Exotik von Mango und Ananas ist da auch heimischer Golden (natürlich!) Delicious und Marille. Zitrisch finden wir noch Pink Grapefruit zusammen mit der spannenden Würze des Schiefers und einem subtilen Ton von Tonkabohne. Auch Kräutertöne duften mit, wie sie an einem heißen Sommermorgen von einer wilden Wiese aufsteigen. Da ist schon sehr viel los – und dennoch macht er einen noch leicht verschlossenen Eindruck – je mehr Luft er bekommt, desto mehr wacht er auf. Auf der Zunge wird es aromatisch nicht weniger, sehr aufregend, was sich da alles an Geschmackseindrücken tummelt. Wir finden kandierte Papaya, Tamagoyaki (süßes japanisches Omelette), Galiamelone und dulce de membrillo (spanisches Quittenbrot). Das alles eingebunden in die würzigen Schiefertöne mit salziger Finesse und umtanzt mit einer wunderbar feinsinnigen Fruchtsäure, die gestaltwandlerisch ständig ihre Anmutung ändert von weißer Johannisbeere, über Stachelbeere zur Limettenzeste. Aber man spürt es: Diese edle Auslese ist noch ganz am Anfang ihrer Entwicklung. Idealerweise tanken Sie ihre Zeitmaschine auf und reisen damit fünf Jahre in die Zukunft und nehmen dann einen Schluck. Und das wiederholen Sie dann zehn Mal, um den Wein in seiner Entwicklung zu beobachten. Wenn Sie von Zeitreisen aber auch immer solche Kopfschmerzen bekommen (wir kennen das!) und gleichzeitig keine Jahrzehnte warten wollen, um sich an diesem Göttertrunk zu laben (völlig verständlich), dann ist es nicht schändlich schon jetzt zu entkorken und den Wein langsam über ein paar Tage hingebungsvoll zu genießen, denn einmal aufgezogen entwickelt und öffnet er sich in gemütlichem Schildkrötentempo langsam immer mehr. Ein Wein, bei dem man über die Relativität der Zeit nachdenkt!

Die Auslese*** von Markus Molitor aus der Zeltinger Sonnenuhr ist edelsüße Champions-League. Komplex, balanciert, überraschend und enorm langlebig.