Aus alten Weinbergen: Keine Lagenbezeichnung, dafür Kraft, Eleganz, seidige Textur
Fragen auf als es beantwortet – insbesondere bei einem Erzeuger, der ein so immenses Portfolio an Weinen aufbietet wie Markus Molitor. Daher sei an dieser Stelle verraten, dass der Winzer-Gigant von der Mosel die Qualität seiner Alten Reben (weiße Kapsel) zwischen der seiner Spätlesen und der seiner Auslesen ansiedelt. Preis und Qualität gehen allerdings nicht ganz konform, da dieser analytisch gerade nicht mehr trocken zu nennende Wein zwar aus einem halben Dutzend Top-Lagen an der Mittelmosel stammt, sich aber nicht mit einer spezifischen Lagen-Bezeichnung schmücken darf. Aus dieser systembedingten Unschärfe (die jeweiligen Mengen sind für parzellengetreue Einzelabfüllungen viel zu gering) resultiert der vergleichsweise niedrige Preis, erst recht, wenn man bedenkt, dass das Durchschnittsalter der – vereinzelt wurzelechten – Rieslingstöcke 60 bis 80 Jahre (!) beträgt. Feine Schiefer-Verwitterungsböden in den Steillagen geben die Mineralität extrem konzentriert an die Trauben weiter. Der beste Mosel-Riesling, den man zu diesem Preis bekommen kann, schrieb Robert Parkers Verkoster Stephan Reinhardt einst über den Vorgänger-Jahrgang dieses hellgolden funkelnden, spielerischen und ungemein stilvollen Rieslings. Daran hat sich auch 2021 gewiss nichts geändert. Nur gesunde Trauben wurden gelesen und mehrere Stunden lang auf den aroma- und mineralstoffreichen Beerenschalen belassen. Dann wurde der Most langsam und kühl spontan vergoren, um die vielfältigen Fruchtaromen des Weins voll zu entfalten. Die schonende Reifung auf der Hefe erfolgte anschließend in großen Holzfässern. In der Nase begegnet uns ein ansprechendes Bouquet, das sowohl blumige als auch mineralische Akzente aufweist. Der Wein besitzt eine ausgeprägte Schiefer-Aromatik, Nuancen von weißem Pfirsich, Orangenblüten, etwas Zitronengras und Anis. Das Mundgefühl ist cremig-fein und bietet einen willkommenen Kontrast zur vibrierenden Säure und der extremen Pikanz des Jahrgangs 2021. Die leichte Süße des Pfirsichs mildert am Gaumen die salzige Mineralität, die in diesem Jahr besonders stark hervortritt. Alles in allem ein vollmundiger, intensiver, eleganter und animierender Riesling mit einer beeindruckenden Balance zwischen Kraft und Finesse.
Ab sofort und bis 2040.
Molitors „Alte Reben“ von 2021 ist ein intensiver, eleganter und animierender Mosel-Riesling mit einer beeindruckenden Balance zwischen Kraft und Finesse.