Grandioses Aromen-Schauspiel aus dem Himmelreich
94 Punkte – Robert Parker Wine Advocate
93 Punkte – James Suckling
Die Graacher Lage Himmelreich, vom VDP als „Große Lage“ klassifiziert, gilt als eine der besten Lagen an der Mittelmosel und ist für den Riesling in der Tat ein kleines Paradies. Die Topographie der Lage sorgt auf der oberen Seite für einen schützenden Wald, der die kostbaren Reben vor Wind und Frost abschirmt und ermöglicht gleichzeitig eine ideale Sonneneinstrahlung. Auch der tiefgründige Boden mit kräftig festem Schiefer und hohem Tonanteil und seinen vielen Wasseradern ist überaus rieslingfreundlich und bringt gut strukturierte Weine hervor, rassig, mit Eleganz und Klasse und hervorragendem Lagerpotential. Die Trauben werden selektiv von Hand gelesen und beim Ausbau nimmt sich Markus Molitor wie immer die Zeit, die es eben braucht und setzt auf langsame Spontangärung, langes Feinhefelager und Ausbau in großen alten Holzfässern.
Im Glas blitzt der Wein sehr hell, fast kristallen in einem aparten Weißgelb. In der Nase überrascht die Spätlese zunächst mit ihrer Fruchtlosigkeit – der erste Eindruck erinnert an Zedernholz, Tabak und Baumpilze. Mit mehr Luft schieben sich dann zunächst ein paar frische zitrische Noten nach vorne, Limette, Zitrone und Pink Grapefruit. Dann folgt ganz zart noch etwas gelbes Kernobst. Die Frische und die Mineralität sind sehr präsent und balanciert im Bukett, die Fruchttöne bleiben eher verhalten. Am Gaumen bleibt der Wein animierend und macht in seiner jetzt noch so frühen Entwicklungsphase einen äußerst charmanten Eindruck, frisch wie Frühlingstau mit einer lebendigen Zitrusfrische und einem traumhaft zurückhaltenden Schmelz. Fruchtaromen von Mirabelle, Quitte und Aprikose gesellen sich langsam dazu und kommen knackig und verspielt. Sehr balanciert, elegant und gewinnend. Aber man merkt es im Verlauf des Genusses: Da schlummert noch viel, viel mehr! Je mehr Zeit der Wein an der Luft verbringt, desto mehr Aromen erheben sich und desto komplexer wird der Wein. Die mineralischen Noten bekommen mehr Kante, werden schärfer und differenzierter. Nach geduldigem Schwenken werden wir noch mit kandierter Kiwi und einem Hauch von Marzipan belohnt. Und nie geht der vibrierende Druck der feinen Säure verloren und bei jedem Schluck fasziniert die Balance. Definitiv ein Wein, bei dem man sich kaum Gedanken darüber machen muss, wie lange er wohl noch liegen kann – denn die Antwort ist: ja! Das heißt aber nicht, dass man sich den Wein jetzt noch ein Jahrzehnt verkneifen muss, denn das Begleiten des zuvor geschilderten Aufwach- und Veränderungsprozesses ist absolut faszinierend und lässt sich verfolgen wie ein gekonnt inszeniertes Aromenschauspiel für die Geschmackssinne. Dekantieren beschleunigt diesen Prozess, wenn Sie das Theaterstück des Aufwachens lieber ein wenig beschleunigen wollen.
Ab sofort bis 2050+.
Dier Graacher Himmelreich Spätlese von Markus Molitor mit grüner Kapsel ist charmant und frisch in der Jugend, hat aber ein endloses Entwicklungspotenzial.