Von Meisterhand
Riesling-Virtuose Markus Molitor belegt mit seinem großartigen Pinot Blanc, dass er auch Burgunder kann – und wie!
Markus Molitor ist hierzulande die Riesling-Instanz schlechthin, an der niemand vorbeikommt. Sein Lagenverzeichnis und seine Auflistung der Weine besitzen enzyklopädischen Charakter und Umfang. Kein Wunder, hat sich der „Obernerd“ unter den Riesling-Experten seit Mitte der 1980er-Jahre nach und nach ein fabulöses Portfolio von sage und schreibe 120 Hektar in den besten Lagen der Mosel und auch der Saar aufgebaut hat. Seine jährliche Kollektion umfasst über 100 verschiedene Weine in allen Qualitätsstufen, Prädikatsstufen und Süße-Graden. Das Gros der Weine macht natürlich König Riesling aus, aber Molitor versteht sich auch auf Rebsorten wie Spätburgunder und Weißburgunder, der bei ihm Pinot Blanc heißt. Sein Weingut liegt mitten in den Weinbergen des berühmten Wehlener Klosterbergs, der rund 24 Hektar umfassenden Haus-Lage mit leichtem bis mittelschwerem Devonschiefer-Boden und merklichem Eisenanteil. Von dort stammen auch die Trauben für den Pinot Blanc „Haus Klosterberg“. Die kerngesunden Trauben wurden im Oktober gelesen, sanft gemahlen und mehrere Stunden auf den aroma- und mineralstoffreichen Beerenschalen mazeriert. Danach wurde der Most langsam und kühl spontan vergoren, so dass sich die fruchtigen Aromen des Weins voll ausprägen konnten. Im Anschluss an die Gärung folgte ein schonender Ausbau im Holzfass und Edelstahltank mit langem Hefelager. Aparter Duft nach Apfel, hellen und gelben Blüten, etwas Safran, Apfelblüten, knackige Aprikose, auch weißer Pfirsich, Anklänge von Kräutern und Mineralik, weiße Mandeln, Apfeltarte und Apfelmark. Geschmeidig und in gewissem Maß auch füllig am Gaumen mit einem saftigen Kern inklusive süßlicher Frucht, Honig, Butter und kandierte Aprikose, ziemlich reifer Pfirsich, auch etwas Pfirsich- und Aprikosenhaut, auch etwas Bratapfel. Ist ein Kind des warmen Jahrgangs mit weicher, cremiger Textur und recht ausgeprägter, reifer Phenolik, bewahrt dabei die aromatische Frische. Der Säurestrang ist reif, aber immer auf Augenhöhe, gegen Ende hin bricht sich die salzige, mineralische Note den Bann und setzte einen schönen Schlussakkord. Gekonnte Balance, wie man es von Markus Molitor kennt, mit Verstand und Gefühl vinifiziert. Applaus dem Riesling-Virtuosen Molitor, er kann auch Pinot Blanc. Und wie!
Ab sofort zu genießen mit Potenzial bis 2028+.
Markus Molitors Pinot Blanc „Haus Klosterberg“ aus 2022 verbindet Schmelz und Fülle auf famose Art mit aromatischer Frische und salziger Mineralik.