Emrich-Schönleber
„Mineral“ Riesling trocken 2023

Kräutrig, würzig und steinig mit eleganter Frucht: beeindruckend!

Wer das Mineralische im Wein sucht, wird hier fündig. Wobei man über den Begriff natürlich streiten kann, denn Mineralien kann man nicht schmecken. Aber sie gelangen auf verschlungenen Wegen vom Stein über Ton, Mykorrhiza und Mikroben in die Wurzeln der Reben und schließlich in den Wein, wo sie deutliche Spuren hinterlassen, den Geschmack und vor allem die Säure prägen. Hat man einen solchen mineralisch anmutenden Wein im Glas, ist er voller Energie: eine Blockbatterie an der Zungenspitze!

Bei diesem Riesling merkt man schnell und auf besondere Weise, dass er vom Stein geprägt und sein Name Programm ist. Es ist das Helle, Klare, Salzige, Zitrische und Steinige, ja die pulsierende Energie des „Minerals“, die unmittelbar an den Stein – in diesem Fall Blauschiefer und Quarzit – denken lässt. Dieser Wein bringt kaum Farbe ins Glas, ein fast weißes Gelb mit grünen Reflexen, das, wenn überhaupt, am ehesten an Chablis erinnert. Und ist es nicht auch der Chablis, der wegen seiner oft reinen Steinigkeit und zitronigen Frische mit Mineralität assoziiert wird? Beim „Mineral“ von 2023 verbinden sich das Steinige, Jodige und Zitrische zunächst sowohl im Duft als auch am Gaumen mit einer saftigen Kernobstfrucht, bevor diese zugunsten der Kräuter- und Steinwürze immer mehr in den Hintergrund tritt. Schließlich dominiert ein rauchiger, extraktreicher, geschliffener, frischer und vibrierender Riesling, der dank Nuancen von reifen, saftigen Früchten gleichzeitig genau den Anteil von Saftigkeit und Charme behält, dem man, spätestens nachdem man den „Mineral“ geschluckt hat, völlig verfällt.

Ab jetzt bis 2030.