Exakt gegen das Klischee vinifizierter Sauvignon. 94+ Punkte & 1. Platz Sauvignon Blanc Trophy 2023 – FALSTAFF
500? Warum denn 500? Nicht die Stockdichte (eher das Gegenteil ist der Fall!) oder die geringe Flaschenzahl (das schon eher), sondern die Fassgröße geben Stephan Attmanns ungewöhnlichem Sauvignon Blanc den Namen. Dass der Riesling-Meister aus Deidesheim sich auf diese Sorte versteht, zeigt der „500“ mit seinem in Frankreich als „Fumé“ bezeichneten Stil alljährlich. Der geschmackliche Einfluss der 500-Liter-Holzfässer ist aber nur ein Teil dieser Delikatesse von Weißwein. Zudem werden am Mittelhaardt die besten Trauben aus den Buntsandstein-Lagen Deidesheimer Paradiesgarten und Weinbachhübel selektiert. Damit nicht genug, schaffen es am Ende der Reifung nur die „spektakulärsten 500 Liter-Fässer“, wie man es bei Von Winning nennt, in diesem Wein. Entsprechend außergewöhnlich schmeckt das Ergebnis, das explizit jedem Skeptiker der Rebsorte ans Herz gelegt sei. Denn so manchen Burgunder schlägt der „500“ locker – und der Vergleich ist weder leichtfertig, noch zufällig gewählt.
Sesam, „Burgunder-Stinkerl“ oder reduktiver Ausbau – frei nach Shakespeare: „Was wir eine Rose nennen, würde bei jedem anderen Namen genauso süß duften“. Denn die Bezeichnungen für den Geruch des „500“ mögen je nach Anspruchsniveau wechseln, eines ist aber klar. Dieser Sauvignon Blanc ist kein weiterer Vertreter der Marke „grasig&frisch“. Erst allmählich schiebt sich Paprikawürze als leichte Ahnung der Sorte in den Vordergrund. Beherrscht wird das Duftbild aber von Blutorangen, Wiesenkräutern, aber eben auch Salzkapern und Passionsfrucht. Vor allem letztere bringt auch am Gaumen viel Druck ein, ist aber nur primus inter pares in einem ganzen Fruchtkorb: Kumquat, Kalamansi, ein Touch Banane auch, ja sogar ein Einzelstück Muskattraube liefern einen nachgerade saftigen Gaumen-Rollercoaster.
Was Ulrich Sautter im Falstaff an diesem Wein zuletzt lobte, war sein „gut integriertes Holz“ und das „Fundament von taktiler Mineralik“. Und richtig, immer wieder entdeckt man neue Facetten in diesem 12,5 Vol.-% leichten Weißwein. Als letzten Gruß lässt der Deidesheimer Überraschungs-Sauvignon auch noch seine saline Ader anschwellen. Starker Auftritt! Und eine ebenso starke Empfehlung zu Heilbutt, Kabeljau und gratinierten Austern.
Ab sofort bis 2040.
Kitsch bleibt draußen, Gras-Schnitt auch! Die Finesse der Sorte hat man aber wunderbar zum Klingen gebracht. Höchstlob fürs animierende Frucht-Säurespiel!