Ein großer Terroir-Burgunder aus der Pfalz: Festspiel der eleganten Säure
Johannes Jülg übernahm 2010 die Leitung des Weinguts in Schweigen-Rechtenbach, das seit 1961 von seiner Familie geführt wird. Nach seiner Ausbildung, die unter anderem Stationen in Neuseeland und Südafrika hatte, führte ihn sein Weg zurück an die südliche Weinstraße. Dort setzt er mit einer gekonnten Mischung aus Tradition und Innovation auf die Erzeugung charaktervoller Weine, die das Terroir köstlich und präzise einfangen. Besonders am Weingut Jülg ist die grenzüberschreitende Lage ihrer Weinberge: Etwa die Hälfte liegen auf französischem Boden im Elsass. In seinen Weinen verbindet Johannes das Beste aus beiden Weinbautraditionen mit seinem international gesammelten Know-how.
Die Trauben für den Spätburgunder „WB“ stammen vom Schweigener Sonnenberg aus der Ersten Lage Wormberg (WB), die sich auf französischem Gebiet befindet, und die besteht hauptsächlich aus Muschelkalk, der dem Wein eine ausgeprägte Mineralität verleiht. Die südwestliche Hanglage beschert optimale Abendsonne und die kühlende Luftzirkulation aus dem Pfälzerwald sorgen zusammen dafür, dass sich der manchmal etwas divenhafte Spätburgunder pudelwohl fühlt. Die Trauben werden sorgfältig von Hand gelesen und selektiert. Nach der schonenden Pressung erfolgt die Vergärung spontan mit natürlichen Hefen. Ausgebaut wird über 18 Monate in französischen Barriques mit einem ausgewogenen Verhältnis von neuen und gebrauchten Fässern, um dem Wein Tiefe und Struktur zu geben, ohne dabei die sensationelle Frucht zu überdecken.
Im Glas präsentiert sich dieser herausragende Spätburgunder in einem fröhlichen Granatrot mit violetten Reflexen. In der Nase begrüßt uns ein frisch-saftiger Beerenmix: Brombeere, leichte Himbeere, Erdbeere und Cassis. Dazu noch Kirsche und die feine Würze von Vanille, Schokolade und Zimt. Zum Ende noch eine Spur Graphit und die subtile Anmutung von Rauch. Am Gaumen folgt ein wahres Festspiel der eleganten Säure: rote Johannisbeere, jede Menge Schattenmorelle und Preiselbeere – das ist frisch, kraftvoll und elegant. Gleichzeitig hat der Wein eine mineralische Kühle, die ihm Finesse und Charakter gibt und ihn wunderbar zugänglich macht. Im langen und vielschichtigen Abgang werden die Tannine im Laufe der Zeit immer weicher, und wir finden samtige Milchschokolade, subtile Würze und zarte Kräuternoten. Luft tut dem „WB“ sehr gut, er verändert sich (zu seinem Vorteil!) über längere Zeit – sehr spannend ihn über ein paar Tage hinweg immer wieder einmal zu probieren. Johannes gelingt hier ein spektakulär präzises, komplexes Abbild des Terroirs, zudem eines, das großen Trinkspaß verspricht (und liefert!). Ein Wein, mit dem man jeden Pinot-Noir-Skeptiker (gibt es die?) überzeugen könnte. Noch dazu ist das ein hochinteressanter Speisenbegleiter – natürlich zu einem lange geschmorten Sonntagsbraten aber auch grandios zu gebackenem Camembert oder einem klassischen Wiener Schnitzel mit (der weniger klassischen) Preiselbeermarmelade.
Ab sofort (unbedingt belüften), idealerweise ab 2026, dann bis sicherlich 2036+.
Jülgs Spätburgunder „WB“ ist eine 1. Lage und Parzellenselektion (Wormberg) aus dem Sonnenberg. Ein sehr eleganter, ja fabelhafter Rotwein aus der Südpfalz!