DE-ÖKO-003
Das Kalkmonster aus Deidesheimer Grand-Cru-Gemarkung
97/100: „Die erstaunliche Frische beflügelt den sehr langen und extrem feinen Abgang, der eine pudrige Textur hat, wie ich sie von keinem anderen trockenen Riesling kenne.“ – Stuart Pigott (James Suckling)
96/100 – Meiningers Sommelier
Der in Deidesheim gelegene Grand Cru Hohenmorgen zählt mit seinen vier Hektar als kleinere Lage. Das Weingut Dr. Bürklin-Wolf besitzt immerhin 0,85 Hektar Parzellen, die sich unweit des Weinguts Von Winning befinden. Eine maßgebliche Besonderheit ist hier das Kalkriff, das sich entlang der Vorhügelzone der Mittelhaardt zieht. Der Kalkanteil im Buntsandsteinverwitterungsboden sorgt für eine enorm satte Textur im Riesling, die das Rückgrat des Weins bildet und von Stuart Pigott (James Suckling) beim 2023er Jahrgang als „puderige Textur“ beschrieben wird. Diese Intensität der sonnenreichen Lage erklärt auch, warum sie vermutlich als Grand Cru eingestuft wurde. Die Textur und Kraft ist hier besonders satt, die Frucht intensiv und von einer Expressivität, die ein Premier Cru nur in allerbesten Jahren erreicht.
Die Qualitätspyramide im Hause Dr. Bürklin-Wolf ist ganz klar frankophil geprägt, lehnt sich am Lagenbezug Burgunds an und dürfte seinerzeit sicherlich auch das Konzept des heutigen Großen Gewächses, wie wir es vom VDP, dem Verein Deutscher Prädikatsweingüter kennen, beeinflusst haben. Orientiert hat sich Bettina Bürklin-von Guradze Mitte der 1990er-Jahre anhand der Königlich-Bayrischen Lagenklassifikation von 1828 sowie historischen Urteilen zur Güte der jeweiligen Lagen, daher werden die Großen Gewächse hier als Grand Cru bezeichnet, auch weil es seinerzeit den Begriff bzw. die Kategorie der Großen Gewächse noch gar nicht gab.
Im Jahrgang 2023 war die Lese eine echte Geduldsprobe, die wie Kellermeister Nicola Libelli anmerkt von „viel Bier und Eis“ als Motivationsspritze für das Leseteam begleitet werden musste. „Ich bin ultra happy aber der Weg dahin war hart!“. Dass sich der hohe Aufwand im Weinberg gezeigt hat, beweist unter anderem die Auszeichnung in Meiningers Sommelier als „Beste Kollektion der Pfalz“ mit Wertungen bis zu 100 Punkten für das Kirchenstück – die erste vollkommene Bewertung für trockenen Riesling des Verlags. Der Hohenmorgen ist ein beeindruckend dicker auftragender Riesling, der im Bouquet zunächst reduktiv und flintig wirkt, dann aber viel Frucht zeigt in Form von Yuzu, gelber Kiwi und Pfirsich. Eine feine Würzigkeit, Signum des langen Fassausbaus, begleitet die Frucht behutsam. Am Gaumen haben wir hier einen dichten und leicht cremigen Riesling, der bestens balanciert ist und tatsächlich eine hauchfeine Gerbstoffstruktur besitzt, die das Mundgefühl am Gaumen so interessant macht. Die Frucht ist hier eher zitrisch, gewinnt aber an Volumen mit Luft und geht dann nahtlos in Steinobst wie reife Pfirsiche oder saftige Nektarinen über. Doch spürt man auch die mineralische Textur dieses Weins, die ihm großes Lagerpotenzial beschwert.
Trinkreife ab Freigabe im Frühjahr 2025, Höhepunkt wohl ab 2027 bis 2043.
Dr. Bürklin-Wolfs Deidesheimer Grand Cru „Hohenmorgen“ aus dem Jahrgang 2023 besticht durch seine kreidig pulverige Textur und eine generöse Zitrusfrucht. (