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Reiterpfad: Uns interessiert vor allem, was unter der Römerstraße schlummert
96 Punkte: „Langer Abgang mit tiefen Bassnoten, wie man sie nur selten von dieser Lage erhält.“ – Stuart Pigott (James Suckling) br> br>
Eine einstige Kreuzung zweier Römerstraßen verliehen der Ruppertsberger Lage ihren Namen. All das ist Schall und Rauch, doch blicken wir unter den Staub dieser Tage, tritt eine weiterhin bedeutsame Eigenschaft hervor: neben dem typischen Buntsandstein finden wir hier auch sandigen Lehm sowie Kalkgeröll vor. Vielleicht ist der Reiterpfad aufgrund seiner Größe und unterschiedlichen Gütestufen im Burgund mit dem Grand Cru Clos de Vougeot vergleichbar. Es überrascht daher nicht, dass die Lage sowohl als Erste Lage, als auch als Große Lage im VDP klassifiziert wird. Im Weingut Dr. Bürklin-Wolf ist man fest von der Güte der Lage überzeugt, kein Wunder, besitzt man doch auch exzellente Parzellen. Wie immer gilt: Eine Lage ist viel wert, doch ohne den entsprechenden Winzer, der sie zu bewirtschaften weiß nicht viel mehr als ein prestigetragender Name. Bürklin-Wolf steckt viel Liebe in die berühmte Ruppertsberger Gemarkung. So selektiert man im Weingut auch die Trauben nach den unterschiedlichen Parzellen und deren Unterböden. Ein Mehraufwand, der sich auszahlt, wenn man diesen Wein im Glas hat. Er wurde wie alle Rieslinge des Hauses zügig und warm vergoren, eine Technik, die Kellermeister Nicola Libelli bevorzugt, hebt sich doch mehr das Terroir hervor als kaltvergorene bzw. temparaturkontrollierte Rieslinge. Ausgebaut werden die Großen Gewächse, die die G. C.s genannt werden im alten Doppelstückfass. Dort ruhen sie bis in den April des übernächsten Jahres, bevor sie dann auf die Flasche gezogen werden.
2023 war einer der kleinsten Jahrgänge im Weingut Dr. Bürklin-Wolf, doch hat sich für den Gutsleiter Steffen Brahner „ausgezahlt mutig zu sein.“ Es gab einen Reifevorsprung von mehreren Tagen, eine enorme Hilfe in Jahren wie 2023, denn sie löst den Druck bei regnerischen Tagen. Brahner erklärt sich den Vorsprung vor allem durch die biodynamische Bewirtschaftung. Dies sowie das durch die Hitze lang unveränderte Reifeniveau der Trauben entzerrte die Lese, die ob der warmen Tage früh am Morgen begann und zum Mittag beendet werden musste. „Was im Keller ankam, war exzellent“ so Nicola Libelli. Der Reiterpfad zeigt sich im Frühjahr vom Fass noch stürmisch, wirkt nun geschmeidiger und lässt mittlerweile die Frucht zu Vorschein kommen. Es handelt sich um einen kraftvollen Riesling, der viel Amalfi-Zitrone, auch kandierter Zubereitung im Bouquet versammelt. Am Gaumen besitzt er die Generosität des Jahrgangs, wirkt eher cremig, wohl auch ob des biologischen Säureabbaus den die Weine bevorzugt durchlaufen. Besonders beeindruckend ist hier wieder das feine Gerbstoffkorsett, welches den Riesling zusammenhält und in Verbindung mit dem knochentrockenen Ausbau einen mineralischen Riesen hervorbringt. Ein großer Zugewinn eines Rieslings, der mit Reife zwiebelschalenförmig neue Facetten hervorbringen wird!
Ab Frühjahr 2025, Höhepunkt wohl ab 2029 bis nach 2043+.