Irgendwo zwischen Großem Gewächs und Champagner
Wer das Etikett des „Langemorgen“ nur flüchtig ansieht, erkennt eine abstrakt anmutende Anordnung von Linien und Punkten, die mit dem Inhalt der Flasche wenig zu tun zu haben scheint. Doch wer die Zeichnung genauer betrachtet, kann erahnen, worum es geht. Da sind zunächst zwei leicht geschwungene Linien. Sie stellen die Höhenlinie des Deidesheimer Langenmorgens und den Horizont dar. Die gepunkteten Linien symbolisieren die Rebzeilen. Die zwölf senkrechten durchgezogenen Linien stehen für die Anzahl der Sonnenstunden im Jahr 2018, die gestrichelten Linien für die Niederschlagsmenge. So abstrakt es auf den ersten Blick erscheint, so anschaulich wird es, wenn man das Etikett genauer begutachtet.
Der Riesling dieses einzigartigen Lagensektes aus dem Sekthaus Krack stammt, wie der Name schon sagt, aus dem Deidesheimer Langenmorgen, einer zehn Hektar großen Grand-Cru-Lage aus sandigem Lehm, Buntsandstein-Verwitterungsböden, Sandsteingeröll und Lössablagerungen. Die Kracks besitzen Parzellen unterhalb der Waldgrenze in dieser Lage, die 1491 erstmals erwähnt wurde. Nach der Handlese hat man die Trauben gekeltert und im Holz spontan vergoren. Der Grundwein durfte zehn Monate zum Teil in 500-Liter-tonneaux reifen. Mehr als ein Tonneaux und damit rund 700 Flaschen gab es pro Jahr nicht. Im Juli 2019 erfolgte der Aufguss. Danach lag der Sekt 50 Monate im Keller auf der Hefe. Dégorgiert wurde er im Oktober 2023. Christian Krack hat ihm eine ganz dezente Versanddosage von 2 Gramm mit auf den Weg gegeben.
Der „Langenmorgen“ zeigt, welch großartige Entwicklung das Weingut in den letzten Jahren genommen hat. Es gehört definitiv zur kleinen Handvoll Spitzenversekter in Deutschland. Schon im Glas präsentiert der Riesling-Sekt seine Eleganz mit feiner Perlage. Er duftet nach Brioche, Stein und Frucht, aber glücklicherweise nicht nach reifem Riesling, wie das bei Riesling-Sekten oft der Fall ist, wo der Riesling für Sekt zu spät gelesen wird und man das Gefühl hat, eine prickelnde Spätlese im Glas zu haben. Der „Langenmorgen“ wirkt absolut stimmig und frisch, irgendwie puristisch und doch großzügig mit Noten von knackigem Steinobst, Apfel, Zitrone, Limette und Kumquat, Apfel- und Zitronenschale, Kräutern und Salz. Am Gaumen verbinden sich all diese Aromen mit einer fantastisch ausbalancierten Säure und einem edlen Mousseux. Der Sekt wirkt mit seiner an Steinsalz erinnernden Aromatik mundwässernd, die feine Cremigkeit mit der Brioche-Note aus der Hefeautolyse auskleidend. Dazu besitzt der „Langenmorgen“ Körper, Druck und Finesse. Ein Sekt, irgendwo zwischen Großem Gewächs und Champagner, einerseits deutsch, andererseits für den internationalen Vergleich gewappnet.
Ab sofort und sicherlich noch bis 2034.
Extra-Brut-Neuzugang vom Riesling aus der Deidesheimer Lage Langenmorgen im Sekthaus Krack mit 50 Monaten Hefelager!