Corvers-Kauter
Rüdesheim Drachenstein Pinot Noir 2019

Einer von zwei großen Pinot Noirs des Weinguts Corvers-Kauter: Es lebe das packende Feingefühl!

93 Punkte – Falstaff

Der Rüdesheimer Drachenstein ist als Erste Lage klassifiziert und ist neben dem Assmannshäuser Höllenberg eine von zwei außergewöhnlichen Burgunder-Standorten des Weinguts Dr. Corvers-Kauter in Oestrich-Winkel. Sein Terroir wird von einer Melange aus Taunusquarzit, Lösslehm mit Sandstein und Quarzit geprägt. Der Weinberg erstreckt sich bis auf 308 Meter und ist nach Süden und Südsüdwest ausgerichtet. Matthias Corvers lässt die Trauben früh von Hand lesen, um zu viel Wucht in seinem Pinot Noir zu verhindern und die Finesse zu bewahren. Nach Kaltmazeration und einer behutsamen Extraktion wurde der Wein in überwiegend neuen französischen Barriques ausgebaut. Stilistisch zeigt sich der Drachenstein von einer anderen und filigraneren Seite als der Höllenberg: Der Duft ist kühler und fokussierter, weniger reif mit Aromen knackig gelesener Früchte wie roten Kirschen, Johannisbeere und Holunder, unterlegt von feinem Rauch und etwas Holzlaktik, Tannennadeln, nassem Laub und Pfefferminze. Kräftig und straff gebaut am Gaumen mit guter Spannung und einer lebhaften Säureader, die messerscharf und doch erhaben die Textur durchzieht. Druck entsteht auch durch das dichte Extrakt und die mineralische Spannung, die den Wein nach vorne pusht. Kraftvoll, aber auch burgundisch nervig und mit noch jugendlichem Potenzial, das sich über lange Jahre weiter auffächern und entfalten wird. Die Gerbstoffe sind auf den Punkt extrahiert, sie sind knackig und fest im Kern, sogar ein Hauch grünliche Pikanz (auch frisches Lorbeerblatt und ein Hauch Lauch) fordert den Gaumen – genau im richtigen Maß, um Lebendigkeit und Gegenwärtigkeit hoch zu halten. Die Frucht ist glockenklar und wirkt kühl, rote Kirschen und Sauerkirschen buhlen um den Vortritt, überhaupt keine pflaumig-marmeladigen Noten. Sehr fein und elaboriert, absolut klare Konturen, durchaus elegant und schöngeistig, bleibt lange am Gaumen. Sich zwischen Drachenstein und Höllenberg, diesen beiden großen und so unterschiedlichen Pinot Noirs zu entscheiden, ist im Grunde beinahe unmöglich!

Schon mit Genuss anzutrinken, Karaffe wird empfohlen, Potenzial bis sicher 2035+.