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Prachtstück Kirchenstück: Diese uralte Lage hat durch H. O. Spanier enorm an Renommee (zurück)gewonnen!
Wir erinnern uns noch gut an den 26. August 2023, als wir Carolin und H. O. im Weingut Wagner-Stempel trafen, wo sie als Freunde und Gastwinzer eingeladen waren, das 30-jährige Winzerjubiläum von Daniel Wagner und 20 Jahrgänge Heerkretz zu begleiten. Die beiden hatten eine schlaflose Nacht hinter sich, denn in Hohen-Sülzen hatte es tags zuvor massiv gehagelt und ganze Weinberge komplett in Mitleidenschaft gezogen. Glück im Unglück: Bei Battenfeld Spanier war es schließlich „nur“ ein Weinberg für Spätburgunder-Gutswein und nicht die renommierte Lage Kirchenstück. Trotzdem fährt einem der Schreck in die Glieder, wenn man solche Meldungen hört. So wie in diesem Jahr, als der Spätfrost in vielen Teilen des Landes wütete und auch viele unserer Winzer betraf. Ansonsten war der Jahrgang 2023 ein „Handwerkerjahrgang“, sagt Carolin. Wer im Weinberg fleißig war, die Mengen konsequent reduzierte und die Reben früh genug entblätterte, konnte sehr zufrieden sein, auch wenn bei der Lese noch einmal streng sortiert werden musste, weil es in dieser Zeit viel geregnet hatte. Die Weine jedenfalls zeigen Substanz, Saftigkeit und sogar eine gewisse Fülle, aber auch viel Struktur und vor allem eine schöne, fein ziselierte Säure.
Doch vom Allgemeinen zum Besonderen: Das Kirchenstück ist eine Paradelage von Hohen-Sülzen, die schon vor dem Dreißigjährigen Krieg urkundlich erwähnt wurde. Sie liegt im Norden der Gemeinde, oberhalb der Kirche St. Mauritius. Anders als das Pfälzer Kirchenstück, eine berühmte Lage des Weinguts Dr. Bürklin-Wolf, ist diese gleichnamige rheinhessische Lage unter den Großen Gewächsen vielleicht eher Kennern bekannt und noch so etwas wie ein Geheimtipp. Wohl auch, weil es neben H. O. Spanier kein anderes VDP-Zugpferd in der Region gibt, das aus dieser genialen Lage ähnlich hohe Qualitäten zaubert. Aber genau das ist die Spezialität des Ausnahmewinzers. Er findet vergessene Lagen und erweckt sie zu neuem Leben und Glanz. Das ist ihm mit dem Flörsheimer Frauenberg und einigen Lagen im Zellertal ebenso gelungen wie mit dem Kirchenstück. Die Reben im Kirchenstück sind durchschnittlich 35 Jahre alt, die älteste Parzelle im Kernstück wurde in den 1960er-Jahren gepflanzt. Die Reben wurzeln in einem weichen, kalkhaltigen Gesteinsboden, der eine gute Nährstoffversorgung bietet, sowie in einem kalkhaltigen Unterboden. Mit einer leichten Hangneigung von etwa 15 %, die für eine gute Durchlüftung sorgt, herrschen hier Bedingungen wie in den besten Grand-Cru-Lagen Burgunds. Ein Grund, warum Battenfeld Spanier in dieser Lage auch einen Spätburgunder erzeugt. Das alles klingt weit weniger spektakulär als die Lagen am Roten Hang, aber die Qualität ist hier ähnlich hoch, nur anders gelagert.
Dieser Riesling, dessen Trauben aus biodynamischem Anbau von Hand gelesen und selektioniert, langsam gepresst, spontan vergoren und in Stückfässern auf der Hefe ausgebaut wurden, reiht sich nahtlos in das sensationelle Niveau der 2023er-Kollektion ein. Der Wein wirkt ähnlich ruhig und fein wie der „Frauenberg“, hat aber eine andere Steinigkeit, Würze, und auch die Frucht ist von anderer Färbung. Während viele Große Gewächse in den letzten Jahren als Ausdruck eines unverfälschten Terroirs immer karger und nüchterner wirken, hat man bei Carolin und H. O. das Gefühl, dass sie beides perfekt vereinen: Die Identität der Herkunft und die saftige, sinnliche Seite, die dem Riesling im Grunde eigen ist. Hier duftet es nach Bitter Lemon, etwas Hefe, Minze, Kräutern und Beeren, begleitet von etwas weißem Tee und Stein. Spektakulär wird es aber erst am Gaumen, wo der Wein mit all seiner herrlich weißfleischigen und zitronigen Frucht vor Energie geradezu vibriert, belebend wirkt und ordentlich Druck macht. Das „Kirchenstück“ baut die Spannung extrem auf, bleibt dabei aber charmant und lädt zum nächsten Schluck ein. Das Salz im Finale wirkt ebenso mundwässernd wie die zitrische Säure und die Mineralität. Großartige Mischung aus Finesse, Kraft und Lebendigkeit!
Ab sofort, Höhepunkt wohl ab 2029 bis 2045+.
1297 wurde das Kirchenstück in Hohen-Sülzen erstmal urkundlich erwähnt. Dank Battenfeld Spanier wird es seinem einstigen Ruhm wieder gerecht.