Kühling-Gillot
Pettenthal Riesling Großes Gewächs 2023

GG auf höchstem Niveau: voller Spannung, Energie und Strahlkraft

Das Pettenthal ist sicherlich die bekannteste Lage Niersteins und steht dem benachbarten Nackenheimer Rothenberg in nichts nach. Beide gehen mehr oder weniger ineinander über, Ausrichtung, Hangneigung und vor allem die Bodenzusammensetzung sind nahezu identisch. Es handelt sich um oberflächlich verwitterten Lehm und roten Sandstein aus dem Rotliegend. Der Boden ist hier extrem karg, so dass die Reben sehr tief in den weichen Stein wurzeln müssen, um an Nährstoffe und Mineralien zu gelangen, was noch dadurch begünstigt wird, dass die H. O. Spanier die Reben seit 2005 nicht mehr bewässert. Tief im Boden holen sie sich ihr Wasser aus unterirdischen Adern. Die Humusschicht ist äußerst dünn, direkt unter der Oberfläche beginnt der nackte Fels. In trockenen Jahren, von denen es immer mehr gibt, wird der Weinberg mit Stroh abgedeckt, um die Feuchtigkeit besser zu speichern. Wer das in der mit bis zu 70 % steilsten Lage Rheinhessens schon einmal gemacht hat, weiß, dass Qualität durchaus Quälerei bedeuten kann. Wer den jüngsten Pettenthal probiert, merkt allerdings auch schnell, dass sich das auszahlt. So viel Stroh wie in manch anderen, wärmeren und trockeneren Jahren war diesmal nicht nötig. Im Mai war es noch feucht, im August schon wieder. Es war ein ständiges Auf und Ab und für die Reben gar nicht so schlecht, zumal das Team früh entblättert hatte und die Trauben mit dicken Schalen in die entscheidende Phase im Herbst gingen, in der Botrytis drohte, aber keine der Beeren befiel. Stattdessen kamen nach intensivem Sortieren hervorragende Trauben mit feinem Säurespiel ins Weingut, die langsam als Ganztrauben gepresst, spontan vergoren und im 1.200-Liter-Stückfass ausgebaut wurden.

Der Pettenthal ist das hellste der drei Großen Gewächse von 2023. Ein klarer, ungemein präziser, strahlender Wein, der die Kargheit des Steins mit Noten von Blüten, Eisenkraut, Melisse, Selleriegrün, Gestein, hellem Rauch und Tabak, Zitrus und etwas grünem Kernobst in Flüssigkeit verwandelt hat. Während sich die Größe des Hippings durch seine Dichte und Expressivität definiert, findet man hier das Glockenhelle, auf das Wesentliche reduziert – vom Kammerorchester zum Streichquartett. Am Gaumen wird diese Helligkeit noch deutlicher. Man findet sie in der Frucht, aber auch im Stein, der fast gläsern erscheint, vor allem aber ist sie enorm präsent, wirkt geradezu elektrisierend. Das GG aus dem Pettenthal ist ein Wein voller Vibrationen, voller Spannung, die sich im ersten Moment am Gaumen bemerkbar macht und bis zum langen Abgang anhält. Was für eine Energie!

Idealerweise ab 2029, Potenzial bis 2050.