Seehof
Auxerrois „von den Kalkterrassen“ 2023

Halb deutsch, quasi halb französisch – und jedenfalls ganz groß im Glas!

Das heutige Rheinhessen gehörte Ende des 18. Jahrhunderts bis 1814 zu Frankreich und unterlag dem Code Napoléon, aber schon 406 siedelten sich Burgunder in der Region an. Geschichtlich, politisch und kulturell bestehen enge Verbindungen zum Nachbarland. Die Rebsorte Auxerrois spiegelt dies wider.

Auxerrois ist eine bis vor wenigen Jahren kaum noch nachgefragte uralte Rebsorte, die in der Stilistik ihrer feinrassigen Weine gewisse Ähnlichkeiten mit Pinot Blanc oder Weißburgunder besitzt. Auxerrois stammt aus in Elsass-Lothringen, ihr Name geht auf „Auxois“, eine alte Bezeichnung für das Elsass zurück und nicht, wie gerne kolportiert wird, auf die Stadt Auxerre an der Yonne in der französischen Region Bourgogne-Franche-Comté Frankreich. Der sympathische Florian Fauth vinifiziert aus Westhofener kalkhaltigen Parzellen einen wunderbaren Vertreter dieser Rebsorte in exemplarischer Qualität, den wir Ihnen, liebe Kunden, ganz besonders anempfehlen möchten, da er sich für uns nochmals von den beiden Basis- Burgundern in seiner Eigenständigkeit deutlich hervorhebt und nicht nur namentlich eine französischen Herkunft erkennen lässt.

Dabei muss gesagt werden, dass Auxerrois ziemlich hohe Anforderungen an seinen Winzer stellt. Die Beeren sind besonders dünnhäutig und daher auch besonders anfällig für Fäulnis. Man muss sie also mit viel Liebe pflegen und ständig nach ihrem Wohlbefinden schauen. Damit ist der Auxerrois unter den Rebsorten so etwas wie der Bonsai unter den Zimmerpflanzen. Wie gut, dass wir uns nur um den Genuss des Weins aus dieser feinen Rebsorte kümmern müssen!

Im Jahrgang 2023 hatten die Trauben eine gute Grundreife, sodass sich Florian dazu entschied, die größte Partie im Stahltank auszubauen. Rund 15 % Wein aus dem Holzfass runden das Gesamtbild ab. Hier duftet es herrlich animierend und fein ziseliert nach Mandarinen, Orangenschalen und Zitrusabrieb. Am Gaumen spürt man dann die Kalkböden und das exzellente Traubenmaterial. Der Weißwein hat Kraft, baut Druck auf und schmeckt würzig, aber auch nach Birnen, Zitrusfrucht und im Nachhall nach rosa Pampelmusen. Dabei ist die Textur seidig, der Körper rund und geschmeidig. Dank des trockenen Ausbaus gerät er allerdings nicht zu schwer, und hier zeigt sich dann auch wieder Florians Fingerspitzengefühl, wenn er dem Wein, dank reduziertem Holzfassausbau, nicht zu viel Speck auf den Rippen lässt. Diese Spezialität besitzt nochmals eine ganz andere Tiefe und Feinheit als ein Weißburgunder, schmeckt aber exotischer als der eher neutrale Chardonnay. Muss man einfach mal probiert haben!

Ab sofort und bis etwa 2032. Gerne aus bauchigeren Weißweingläsern.