Wagner-Stempel
Sylvaner „R“ trocken 2023

Ein exotisch frisches Aromenwunder!

95/100 – James Suckling

Bei seiner „R“-Serie geht es Daniel Wagner um Weine, die „über ihr normales Erscheinungsbild“ hinausgehen. Seine Reserven erzeugt er nur in besonderen Jahren, nur wenn ihm ideales Traubenmaterial für den langen Ausbau vorliegt, für Weine mit dem hohen Maß an Komplexität und Vielschichtigkeit, das Daniel hier vorschwebt. Es sind Weine, die durchaus ihre Zeit brauchen, sowohl während der Vinifikation als auch danach. Sie können lange reifen und entwickeln sich zu ihrer vollen Größe oft erst über Jahre. Auch der Sylvaner „R“ ist kein flotter Zechwein für die Grillparty – eher ein Begleiter zu einem edlen Herbstdinner, das durchaus auch mit Fusionküche liebäugeln darf.

Der Sylvaner „R“ ist schon jetzt eine große Freude im Glas, wird aber sicherlich über die nächsten Jahre zulegen. Ausgebaut wird der Ortswein im Stückfass und Halbstückfass aus regionaler Eiche. Die spät von Hand gelesenen Trauben stammen aus den ältesten Parzellen des Weinguts von zum Teil 50 Jahre alten Reben von einem Nordhang der berühmten Heerkretz-Lage. Der Porphyrboden hat hier eine Auflage von einer dicken, rund 30 Millionen Jahre alten Schicht von Austernschalen, einem Relikt aus der Urzeit, heute ein perfekter Mineralien-Spender für den Wein. Der Sylvaner, der ursprünglich übrigens aus Österreich stammt, fühlt sich auf diesem Boden und mit der ökologischen Pflege, die er durch das engagierte Team von Wagner-Stempel genießt, pudelwohl – und dafür bedankt er sich mit Aroma, Komplexität und Tiefgang. In einem hellen Weißgold glitzert der Wein im Glas und verwöhnt mit einem bunt-exotischen Aromen-Mix. Das wird noch intensiviert, wenn man den Wein gut zwei Stunden vor Genuss karaffiert. Der verführerische Duft einer Lemon-Curd-Tarte dringt in die Nase begleitet von Lychee, kandierter Ananas, einem Hauch Banane und Kokosraspeln, dazu Lindenblüten, etwas Zedernholz, Vanille und Karamellbonbons – und das ohne süß zu wirken, sondern mit einer sehr anziehenden Frische. Am Gaumen startet es sehr erfreulich mit einer vibrierenden Säure und einer aparten Adstringenz. Die Exotik wird säuerlich-herb um Passionsfrucht und Nashibirne erweitert. Der volle Körper behält eine crispe Mineralität, was dem Sylvaner „R“ einen wunderbaren Trinkfluss verleiht. Im langen Abgang wird der Lindenblütenduft aus der Nase zu Lindenblütenhonig, die Vanille taucht wieder auf, dazu noch eine zarte Würznote. Ein hervorragender Wein zu Kürbisgerichten, die gerne spicy sein dürfen, zu leichten Thai-Currys aber auch zu edlen Flammkuchenvarianten. Für diesen Preis (und jeden anderen auch!) ein wahres Aromawunder mit hervorragendem Reifepotenzial und Genussgarantie für die kommende Dekade (und mehr)!

Ab sofort bis 2035+.