Wagner-Stempel
Weißburgunder „R“ trocken 2023

Weißburgunder-Schatz von den „Gipfeln“ der Rheinhessischen Schweiz

95/100 – James Suckling

Aus der schroffen Landschaft der Rheinhessischen Schweiz mit ihren engen Tälern, kargen Felsen und Steinbrüchen schraubt sich das Siefersheimer Horn auf eine Gipfelhöhe von sagenhaften 271 Meter über dem Meeresspiegel. Gut, verglichen mit dem höchsten Berg der Original-Schweiz, der Dufourspitze mit seinen knapp 4.634 Metern entspricht das eher einem Hügel – dafür entstehen an der Dufourspitze keine so fantastischen Weine. An den Hängen des Siefersheimer Horns und in den benachbarten Lagen gedeihen die Trauben des Weinguts Wagner Stempel. Dort ist in neunter Generation Daniel Wagner seit Anfang der 1990er-Jahre verantwortlich für das Weingeschehen. Er krempelte das Weingut in dieser Zeit ordentlich um und setzt seit 2005 auf ökologische Bewirtschaftung, Nachhaltigkeit und intensive Handarbeit im Weinberg, mit rigoroser Ertragsreduktion, Laub- und Unterstockarbeiten und selektiver Lese. Die Reben für den Weißburgunder Reserve stammen aus den besten und ältesten Parzellen und wachsen auf einem nährstoffarmen Porphyrboden mit Lehmauflage und Schotter. Die Lese erfolgt spät und der Ausbau des Weins im traditionellen Stückfass aus deutscher Eiche. Die Weine der Reserve-Serie bei Wagner-Stempel werden nur in den besten Jahren abgefüllt und haben durchaus den Anspruch, etwas Besonderes zu sein, komplex, vielschichtig und intensiv. Oft zeigt sich ihre Schönheit erst nach ein paar Jahren Geduld, wenn die Weine in Ruhe reifen konnten – der Weißburgunder „R“ ist allerdings schon jetzt ein Hochgenuss! Funkelnd goldgelb im Glas verströmt er einen herrlichen Duft von frischem Birnenkuchen mit feinem Hefeteig, dazu reichlich gelbes Obst mit Mirabellen, Golden Delicious und Quitte, Holunder und Stachelbeere, dazu auch die mineralische Frische von weißem Kalkstein, weiße Blüten, Mandelmus, eine leichte Honigsüße und einen so sanften wie edlen Holzton. Am Gaumen wieder Birne, jetzt deutlich fruchtiger, säurebetonter und frisch. Der anfangs gelbduftende Apfel wirkt nun deutlich grüner, knackiger, wird nun ergänzt von Goldkiwi und einer mild-säuerlichen Bitternote von Pink Grapefruit. Der „R“ kombiniert perfekt Volumen und Mineralik, Cremigkeit und Eleganz ideal balanciert. Es wird ein lohnendes, weil sehr spannendes Unterfangen sein, diesen 2023er über die nächsten Jahre immer wieder einmal zu probieren und in seiner Entwicklung zu beobachten: sein Potenzial ist enorm!

Ab sofort bis 2032+.