Desjourneys
Morgon, rouge 2019

Anmutig, elegant, dazu fleischig und mit versteckter Kraft: ein fantastischer Morgon!

Seit Fabien Duperray, Weinhändler und Freund von Domaines wie Romanée-Conti, Coche-Dury oder Arnaud Ente, 2007 mit der Produktion von Beaujolais begann, ist das Beaujolais nicht mehr, was es einmal war. Das liegt natürlich nicht nur an Duperray, sondern auch an vielen anderen hervorragenden Weingütern und einem allgemeinen Aufschwung der Cru-Appellationen. Aber es liegt auch an ihm. Damals war der Kauf von Lagen in Morgon oder Fleurie die einzige Möglichkeit, auf erschwinglichem Niveau ein Pendant zu den Premier- oder Grand-Cru-Lagen im Burgund zu erwerben. Und genau das hat er getan. Was dabei herausgekommen ist, setzt neue Maßstäbe im Beaujolais. In Morgon besitzt Duperray eine 0,5 Hektar große Parzelle der nach Norden und Osten ausgerichteten Lage Corcelette mit Granit- und Granitverwitterungsböden sowie eine ein Hektar große Parzelle der Lage Les Micouds unterhalb der Côtes du Puy, die aus sogenannten Piedmont-Böden mit altem Schwemmland und Kies besteht. Die Reben sind alle mindestens 60 Jahre alt und werden biologisch bewirtschaftet. Duperray baut seine Weine mit minimalen Eingriffen aus – Schwefel wird erst im zweiten Jahr nach der Gärung gezielt in minimalen Dosen eingesetzt, um die Frucht zu erhalten – und seit 2015 verzichtet er auch ganz auf Holz. Stattdessen baut er im Betontank und in 200- und 500-Liter-Glasbehältern aus – eine Erfindung seines Freundes, des Burgunder-Winzers Arnauld Ente.

Zunächst überraschte Dupperay die Weinwelt mit intensiven und recht kräftigen Beaujolais, die es an Kraft mit den großen Burgundern aufnehmen konnten. Dann wurde ihm immer klarer, dass Holz für ihn nicht mehr zeitgemäß ist und dass er mit seiner Kombination aus Edelstahl, Zement und Glas viel präzisere und feinere Weine erzeugen kann. 2019, sein bisher bester, sicherlich aber feinster Jahrgang, ist ein hervorragendes Indiz für die Richtigkeit seines neuen Ansatzes.

Der Morgon von 2019 ist ein tief kirschroter, leicht transparenter Wein, dessen Duft direkt aus dem Glas strömt. Er erinnert an Pfingstrosen und Schlehen, etwas Rauch und Tabak, Torf und Unterholz mit warmer Erde, Süßkirschen und Pflaumen. Auch die Stile, die einzelnen aus den Beeren geschnitten werden und von denen nur die besten und reifsten wieder zur Vergärung hinzugegeben werden, spürt man in diesem Wein. Am Gaumen ist er kraftvoll, fleischig und ein herrliches Vergnügen für alle Sinne mit feinen Tanninen, klarer Säure und saftiger Frucht. Alle Komponenten sind nahtlos miteinander verbunden und haben eine hohe „Fließgeschwindigkeit“, wenn der Morgon die Kehle hinabgleitet und einen langen, intensiven Eindruck hinterlässt. Das ist große Handwerkskunst, die keine Kompromisse kennt, weder im Weinberg, noch beim Sortieren, noch beim Verkorken. Dupperay kauft Korken, die einzeln so viel kosten wie eine ganze Flasche billiger Plörre vom Discounter. Trotzdem liegt der Preis des 94-Punkte-Weins (Wine Advocate) immer noch im Schatten dessen, was ein vergleichbarer Burgunder-Cru heute kostet.

Schon jetzt herrlich, ideal ab 2025 bis 2050.