Le Puy
„Emilien“ Vin de France, rouge 2021

Reminiszenz an das traditionelle Bordelais:

Rotwein-Cuvée vom rechten Ufer mit unbelastetem Naturell und mitreißender Energie.

Solitär beschreibt Le Puy wohl am besten: Es wirkt im Bordelais wie ein besonders schöner und eigenwilliger Edelstein. Das Château in der kleinen Appellation Côtes de Francs, das von Pascal und Jean-Pierre Amoreau geleitet wird, verweigert sich jeder starren Kategorisierung und Zuordnung: Familie Amoreau zählt zwar zu den überzeugten Vorreitern der Biodynamie und wird zur Naturwein-Szene gezählt, aber sie lässt sich nicht anstecken und einvernehmen vom dogmatischen Aktionismus der Null-Schwefel-Bewegung. Die Amoreaus ziehen auf dem Kalkstein-Plateau von Saint-Emilion unbeirrt ihr Ding durch und verzichten dabei auf medienwirksames Kalkül. Jean-Pierre und Pascal Amoreau experimentieren schon seit den frühen 1990er-Jahren mit Verfahren, ihre Weine ohne Schwefel ausbauen zu können. Die kommen seit 1998 ohne Schwefelzusatz, Filtration oder Schönung in die Flasche. Obwohl sich das Weingut seit 415 Jahren in Familienbesitz befindet, gehört es noch immer zu den Geheimtipps und Außenseitern unter den Châteaus im Bordelais. Das Weingut – wie könnte es anders sein – liegt in exponierter Position und überblickt die Anbaugebiete Pomerol und Saint-Emilion, man sieht weit ins Tal der Dordogne hinein. Es ist einer der höchstgelegenen Punkte der Gegend, daher leitet sich auch der Name ab: „le puy“ bedeutet obenauf, das Terrain wurde auch schon als „Hügel im Wunderland“ bezeichnet. In den Demeter-zertifizierten Weinbergen wachsen die Reben und andere Pflanzen in einem natürlichen Ökosystem, in dem auch Elemente der Permakultur zum Tragen kommen. Man setzt auf biodynamische Präparate, Kompost und die Mondphasen, um einen möglichst natürlichen und unverfälschten Ausdruck des Terroirs zeigen zu können. „Emilien“ ist der Einstieg in das Rotwein-Segment von Château Le Puy. Typisch für das rechte Ufer im Bordelais dominiert in der Cuvée Merlot mit rund 85 Prozent, flankiert von Cabernet Franc und Cabernet Sauvignon, je nach Jahrgang runden je ein Prozent Malbec und Carménère die Assemblage ab. Die Trauben wurden von Hand gelesen, im Keller werden modische Trends vermieden, „Emilien“ wird nach der „alten Kultur der Weinbereitung“ gekeltert, so der Hinweis auf dem Etikett: Nach der Spontangärung mit natureigenen Hefen wurde der Wein über zwei Jahre in gebrauchten Barriques ausgebaut, ohne Schönung, Filtration und Schwefelzusatz. Im Glas granatfarben mit violetten Reflexen. Frischer, animierend fruchtiger und belebender Duft mit Herzkirschen, Blaubeeren, Himbeeren, Himbeerkernen, Efeu, Wiesenkräutern und Flieder, Pfeffer, auch etwas Paprika und Bündnerfleisch. Am Gaumen kompakt, dicht und mit feinsandigem, elegantem Tannin, die Frucht zeigt sich natürlich und unverstellt, schwarze Kirsche, Blaubeeren, Johannisbeeren und Schlehen, begleitet von etwas Kakaopulver, herber Schokolade und Würze, weicher, seidiger Fond, die lebhafte Säure schafft Energie, Zug und Spannung. Hat Kraft und Eleganz, kleidet den Gaumen elegant aus, auch Tiefe ist angelegt, aber nicht zu grüblerisch und bedeutungsschwanger, bewahrt sein vorwärtsstrebendes und unbelastetes Naturell. Der feine Säurenerv blitzt am Ende noch mal auf, im Ausklang feine Salzigkeit, Würze und Pfeffer. Kein Barrique-gesättigter, überextrahierter und überbordender Kraftprotz, sondern eine zeitgemäße Reminiszenz an das traditionelle Bordelais, als die Rotweine noch mit Spannung, Frucht, Frische und Finesse faszinierten. Pascal und Jean-Pierre Amoreau füllen ihren „Emilien“ als Vin de France ab, als Wein ohne Appellations-Zugehörigkeit – so viel Nonkonformismus muss sein, schon allein, um die Unabhängigkeit zu wahren. Château Le Puy bleibt mit seinen unkonventionellen und mitreißenden Weinen ein Stachel im Fleisch des Mainstreams. Famoses Winzerhandwerk!

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