Wunderbare Würze des Burgunds – ein Aligoté mit herrlicher Frische und perfektem Zug
Natürlich kennen wir alle die Klagen über die immer weiter steigenden Preise im Burgund. Die Gründe dafür sind bekannt und verdichten sich auf die Ur-Weisheit der Ökonomie: Die Nachfrage bestimmt den Preis. Tja, mittlerweile haben halt viele Genießerinnen und Genießer auf der ganzen (!) Welt bemerkt, wie großartig die edlen, aus Pinot Noir oder Chardonnay gekelterten Weine schmecken. Aber – und das ist jetzt die wirklich sehr gute Nachricht – auch im Burgund lohnt es sich, etwas abseits der ganz bekannten Pfade zu suchen. Das führt uns unweigerlich zum Aligoté, einer Rebsorte, die zwar mit dem Pinot Noir eng und mit dem Chardonnay extrem eng verwandt ist, aber dennoch eine Zeit lang etwas lang unter dem Radar durchsegelte. Die Älteren mögen sich daran erinnern, dass die Weine aus der Rebsorte bevorzugt für die Mischung eines Kir verwendet wurden. Das war einst ein überaus beliebter Drink, für den Crème de Cassis mit Wein aufgegossen wird – oder mit Champagner für den Kir Royal. Und ja, es gab sogar mal eine gleichnamige Fernsehserie, die übrigens immer noch ein lustiges Gesellschaftsbild der achtziger Jahre liefert. Aber natürlich kommt heute – hoffentlich – niemand mehr auf die Idee, einen Aligoté mit irgendetwas zu mischen. Dazu ist die Sorte prinzipiell viel zu schade und der Wein von Anne Boisson im ganz Besonderen. Bei der genialen Winzerin ist es bei ihrem Aligoté so, wie es bei exzellenten Weinen oft ist: Die Sorte geht mit dem Terroir eine so innige Verbindung ein, dass mitunter sogar der Boden das Kommando übernimmt. Genau das ist die Idee von Anne Boisson, sie macht einen Aligoté mit der DNS eines Meursault, ein genialer Hybrid, der noch erschwinglich ist. Die Reben, 60% davon übrigens über 25 jährige, für diesen Wein wachsen auf ton- und kalkhaltigen Böden ganz in der Nähe der weltberühmten Appellation Meursault. Die Erträge sind reduziert, nur komplett gesundes Lesegut wird verwendet, bei Boisson Vadot gönnen sie ihren Weinen grundsätzlich ein ausgesprochen langes Hefelager, beim Aligoté sind es 14 Monate, auf die weitere vier Monate Ausbau erfolgen, insgesamt also 18 Monate im Fass.
Der Wein duftet ungemein würzig und frisch, da ist Minze, Mandarinenzeste und Limone kommen dazu genau wie ein Hauch Bittermandel, vor allem ist da aber eine wunderbare pikante Mineralität mit spritzigem Feuerstein, das ist wirklich delikat. Am Gaumen dann eine lebendige Säure, ganz zupackend und direkt, dazu eine feine, aber dicht gewobene Struktur, das ist elegant und dicht und dabei fast schwebend, wieder zeigen sich Minze und Zitrusfrüchte, aber alles wird von kreidiger Mineralität gehalten. Das ist die pure Eleganz und das reine Vergnügen. Hoch lebe das Burgund!
Ab sofort bis 2030.
Anne Boissons Aligoté von 2022 ist herrlich frisch und dabei wunderbar würzig. Ein grandioser Einstieg in die Welt der Kult-Domäne Boisson-Vadot.