Boisson-Vadot
Auxey-Duresses „Les Clous“ (Pierre Boisson), blanc 2022

Viel Saft und herrlicher Mineralität – eine wunderbare Entdeckung!

Manchmal ist es wunderbar nicht im Rampenlicht zu stehen, sondern etwas abseits in Ruhe vor sich hinwirken zu können. Das geschieht in Weinregionen fast automatisch, in denen die Nachbarschaft richtig berühmt ist. Und wenn man im Burgund Weißwein keltert, dann geht es eigentlich kaum berühmter als Meursault, der Ort ist mythisch, einige Weine kosten vierstellig und werden dennoch zugeteilt wie Geschenke. Insofern ist es kein Wunder, dass die Lagen und die Weine aus dem in direkter Nachbarschaft gelegenen Dörfchens Auxey-Duresses (ja, es gibt in Frankreich Ortsnamen, die einfacher auszusprechen sind!) lange Zeit etwas vernachlässigt wurden. Manche behaupten sogar, der Ort sei schlicht vergessen worden ob der Aufregung und der Jagd nach den raren Weinen aus Meursault. Gut, das ist Vergangenheit, der vermeintlich blinde Fleck auf der Weinlandkarte ist definitiv verschwunden, aber immer noch bieten die Weine aus Auxey-Duresses sehr viel Burgund fürs Geld, diese Satelliten-Appellationen, wie auch Saint-Aubin, gelten seit rund 10-15 Jahren als absolute Spitzenappellationen, gerade in wärmeren Jahren! Das gilt für den Pinot Noir, der auf gut 90 Hektar angebaut wird, genau wie für den Chardonnay, der auf etwa 40 Hektar wächst. Diese Zahlen zeigen es: Wie überall im Burgund sind die Flächen auch hier klein und die Mengen gering. Gerade für den Chardonnay bietet das steinige Kalk-Terroir von Auxey-Duresses beste Voraussetzungen, dieser Boden sorgt für vibrierende Weine, die manche aus der berühmten Nachbarschaft schnell vergessen lassen. Genau das demonstriert Pierre Boisson mit seinem „Les Cloux“ aus dem Spitzenjahrgang 2022.

Der Wein ist übrigens nach dem Bach benannt, der durch die kleine Ortschaft fließt. Bei Boisson-Vadot kommen prinzipiell nur ganz gesunde Trauben in die Kelter, die Ernte beginnt recht früh und wird in mehreren Durchgängen absolviert. Wie auch schon sein Vater setzt Pierre auf ein besonders langes Hefelager der Weine, das sich auf bis zu 22 Monate erstrecken kann. Der 2022er „Les Cloux“ duftet nach feinem Rauch, etwas Vanille ist dabei, auch eine Spur Brioche, dann zeigen sich reife Birne, roter Apfel und süße Mandel, mit Belüftung kommt eine kalkige Mineralität dazu, das ist satt und fein zugleich. Am Gaumen dann sehr viel Zug und Saft mit einer lebendigen Säure und einem ganz zarten, perfekt portionierten Gerbstoff, wieder sind da helle Früchte, Apfel und Birne, dann kommt die geschliffene mineralische Ader durch. Der Wein ist voller Spannung und Zug und ein überzeugender Beleg für das große Lagenpotenzial in Auxey-Duresses – eine großartige Entdeckung.

Ab sofort und souverän bis 2045! Papa Bernard präsentierte uns im Herbst 2024 einen unvergesslichen 2007er Auxey-Duresses, der noch großes Potenzial vor sich hatte und eindrucksvoll beweist wie gut dieser Wein reifen kann. Ein Highlight unserer Burgundreise!