Auf der Suche nach der Essenz der Zitrone
Die leuchtenden Augen von Weinfreunden, wenn die Rede auf „la Bourgogne“ kommt, sind ein weltweites Phänomen. In den Bars ist das nicht anders. Nur, dass es hier um keine „villages“ und „lieu-dits“ geht, sondern um einige der besten Fruchtliköre der Welt. Zwischen Dijon und Mâcon werden vor allem die Beeren-Liköre kultiviert, darunter die sogar mit europaweitem Gebietsschutz versehene Crème de Cassis. Sie liefert die Basis für den Kir Royal, der nicht von ungefähr nach dem Bürgermeister Félix Adrien Kir benannt wurde. Denn Weinbau und Likörproduktion waren im Burgund seit langem untrennbar – und sie sind es auch heute noch. Auftritt: Jean-Marc Roulot.
Der Winzer veredelt aber nicht die regionale Johannisbeere „Noir de Bourgogne“ zur herb-süßen Delikatesse, sondern hält sich an andere Früchte. Das Profil aus Säure, Süße und Fruchtigkeit spielt aber auch beim „Citron“ der Domaine Roulot eine wesentliche Rolle. Neben der Qualität der Früchte, die man aus der Zitrus-Hochburg Sizilien und mit Bio-Zertifizierung bezieht, legt man auch auf möglichst wenig Zuckerzusatz (100 Gramm schreibt die EU-Verordnung vor) Wert. Roulots Likör weist neben 140 Gramm/Liter auch einen höheren Alkohol von 35 Vol.-% vol. auf – so bringt der „Citron“ das Aroma der Südfrüchte für Roulot am besten in die Flasche.
In der Nase hat man dementsprechend auch einen Januskopf vor sich, der säurige Frische mit dem satteren Duft kandierter Zitronen verbindet. Das ist kein weicher Limoncello, raunt dieser verführerische, mediterrane Nebel – der „Citron“ hat deutlich Kraft. Was aber nicht bedeutet, dass er am Gaumen anecken würde. Vielmehr erinnert er in gewisser Weise an die Chardonnays der Burgund, ohne diese Analogie überzustrapazieren. Denn auch hier spielt sich die Finesse im Nachklang ab, während der Auftakt an säurige Bonbons erinnert, aber auch einen Touch „Bitter Lemon“ auf die Zunge bringt. Wirklich lebendig fächern sich die Facetten der Zitrone auf – von elegant-ätherischen Blüten über das saftige Fruchtfleisch mit feiner Süße bis hin zu den herben Geschmacksnoten der Schalen. Vor allem ist die Länge dieses Likörs beachtlich, die sich keinem Zuckerwerk verdankt, sondern die Bitterkeit mit attraktiver Frische verbindet. Man sollte den „Citron“ aus dem Hause Roulot daher auch nicht zu sehr kühlen, um dieses Spiel auskosten zu können. Auch mit Soda lässt sich der sonnig-naturnahe Likör bestens verbinden. Nur auf eine Zitronenscheibe im Glas darf bei dieser Frucht-Power aus Sizilien getrost verzichtet werden!
Ab sofort bis 2040.
Es muss nicht immer Limoncello sein! Präzise und kraftvoll im Ausdruck, beendet Roulots Likör „Citron“ stilvoll Mahlzeiten mit herb-frischen Zitrus-Noten.