Guillemot
Savigny-lès-Beaune „Dessus des Gollardes“, blanc 2022

Ein weißer Burgunder mit Weißburgunder? Das gelingt sogar vorzüglich!

Die Verwechslung von Weißburgunder (Pinot Blanc) und weißem Burgunder (Chardonnay) gehört zu den ältesten Missverständnissen in der Weinwelt. Nicht nur die sprachliche, sondern auch die optische Nähe der beiden Rebsorten trägt seit jeher zur Verwirrung bei: Lange Zeit wurde der Pinot Blanc mit dem Chardonnay gleichgesetzt, da sich die beiden Sorten am Rebstock durchaus ähnlich sehen. Bei diesem finessenreichen, äußerst seltenen (um nicht zu sagen einzigartigen) weißen Savigny-lès-Beaune handelt es sich um eine Cuvée aus beiden Sorten. Ein herrlich charaktervolles Wein-Juwel mit einem Weißburgunder-Anteil von stolzen 70 %, das nicht zu verwechseln ist mit den aus Rheinhessen oder Baden bekannten – leider allzu oft belanglosen – „Weißburgunder & Chardonnay“-Verschnitten. Vielmehr erzählt dieser außergewöhnliche Weißwein eine faszinierende Geschichte, die Weinliebhaber begeistert: Die Reben, aus denen er gekeltert wird, wurden 1958 gepflanzt. Der Chardonnay soll aus Stecklingen des renommierten Montrachet stammen, während der Pinot Blanc sich bis zur berühmten Domaine Henri Gouges zurückverfolgen lässt. Genau genommen handelt es sich also nicht um Pinot Blanc, sondern um Pinot Gouges, eine seltene Albino-Variante des Pinot Noir, die vom legendären Henri Gouges entdeckt wurde. In den 1930er-Jahren waren einige seiner Pinot Noir-Reben von rot zu weiß mutiert. Monsieur Henri vermehrte diese Stecklinge und verteilte einige davon an befreundete Winzer. Auf der Domaine Guillemot versteht man sich auf die Vinifizierung dieser Rarität: Die Gärung dauert zwei Wochen, je zur Hälfte in Edelstahltanks und in 600-Liter-Fässern erfolgt. Anschließend reift der Wein 15 Monate lang in 600-Liter-Fässern (statt in neuen Eichenfässern), was ihm eine besondere Finesse und Tiefe verleiht. Man darf sich von der relativ hellen, zitronengelben Farbe mit grünlichen Reflexen nicht täuschen lassen. Denn die Nase verbindet opulente Lakritznoten mit Nuancen von gelben Pflaumen. Die Aromen am Gaumen reichen von weißen Blüten über knackiges Steinobst und Muskat bis zu einem Hauch von Petrol. Der mittelkräftige bis volle Körper zeigt sich reichhaltig und duftig, belebt durch animierende Säure. Die ausgezeichnete Säurestruktur in der Mitte des Gaumens trägt zur Ausgewogenheit bei, und die Frucht bleibt bis in den sehr langen Abgang hinein präsent. Der Nachklang ist weich und reichhaltig, mit dominierenden weißen Früchten und einem subtilen Mandarinenaroma. Wie gereifte Jahrgänge gezeigt haben, entwickelt der Wein nach und nach zusätzliche Aromen von weißen Blüten, Pfirsich und Honig, die seine Komplexität und Vielschichtigkeit noch verstärken. Ein weißer Burgunder mit Weißburgunder? Das gelingt sogar vorzüglich!

Ab 2026 und bis 2035.