Roc d’Anglade
Roc d’Anglade, VdP du Gard rouge 2022

Finesse, Floralität, Eleganz und Leichtigkeit trotz Komplexität – das ist die Kunst!

Zu den kleinen Weinwundern Südfrankreichs gehört seit langem Roc d’Anglades „rouge“. Dieser Wein ist ein Kunstwerk, das – natürlich im übertragenen Sinne – von einem Künstler und Feingeist mit ruhiger Hand und präzisem Pinselstrich geschaffen wurde. Die Rede ist von Rémy Pédréno, eine Seele von Mensch und in seinem ersten Leben Informatiker, der leidenschaftlich gerne malt und ein tiefes Gespür für Menschen und Wein hat. Vor mehr als 25 Jahren machte er erstmals mit seinen Weinen auf sich aufmerksam. Niemand hätte damals gedacht, dass man in Nîmes, nur eine Autostunde von Gigondas und Châteauneuf-du-Pape entfernt, Weine erzeugen könnte, die wie Burgunder des Südens schmecken. Doch Rémy und seine Frau Martine haben genau das geschafft. Zuerst fanden sie nach langer Suche das richtige Terroir und dann die richtige Art des Ausbaus. Das Terroir ist Langlade. Die erste schriftliche Erwähnung von Weinbergen im Dorf Langlade stammt aus dem Jahr 936. Im 17. Jahrhundert wurden dort Weine erzeugt, die von Ludwig XIV. sehr geschätzt wurden. Im Jahre 1870 zählte das Dorf 650 Einwohner, hauptsächlich Winzer und Küfer, und erhielt sogar einen Bahnhof und ein Postamt. Doch dann fiel es der Reblaus zum Opfer und viele Familien verließen den Ort. 1945 gab es in Langlade wieder 34 Weinbaubetriebe. Im Jahr 1999 kam die Domaine Roc d’Anglade hinzu, nachdem Rémy sich von der Qualität der Böden überzeugt hatte, die zumeist in dünnen Schichten auf reinem Kalkgestein liegen. Das ist für den Süden völlig ungewöhnlich.

Im Wesentlichen werden hier die typischen Rebsorten des Südens wie Carignan, Mourvèdre, Grenache, Syrah und Cinsault angebaut – in Fall des Roc d’Anglade sind es 40 % Carignan, 10 % Syrah und zusammen 50 % Mourvèdre, Grenache und Cinsault. Bis auf den Syrah ist alles biologisch zertifiziert, der Syrah ist neu hinzugekommen und befindet sich noch in der Umstellung auf biologischen Weinbau, weshalb auf dem Etikett auch kein Biosiegel zu sehen ist. Die Rebstöcke sind durchschnittlich 25 bis 30 Jahre alt und wurzeln in einem lehmigen, kalkhaltigen und silikatischen Untergrund. Der Ertrag nach der Handlese liegt bei etwa 30 hl/ha.

Neben dem begrenzten Ertrag ist auch der Zeitpunkt der Lese entscheidend, um einen feinen Wein zu erzeugen. Die Weinberge müssen vor allem in den Laubwänden so vorbereitet werden, dass die Trauben reifen und der Wein am Ende trotzdem nur 12,5 % Alkohol hat. Das gelingt den Pédrénos vorbildlich. Außerdem sind die Stile und Rappen so reif, dass sie bei der Gärung dabeibleiben – sie werden also nicht abgebeert. Die Gärung erfolgt spontan in offenen Gärbehältern, wobei rund 1,5 % Alkohol diffundieren. Außerdem wird während der zweiwöchigen Gärung auf jegliche Extraktion verzichtet, was die Finesse dieses Weines in besonderem Maße ausmacht. Der Ausbau erfolgt über 18 Monate, davon 12 Monate auf der Feinhefe in Fässern von 12 hl, 31 hl und in demi-muids, der Rest zur Harmonisierung im Tank und in der Flasche.

Der „Vin de Pays du Gard“ öffnet sich mit Noten von Fliederbeeren, Saft, Körnern und Stilen von schwarzen Johannisbeeren, wilden Kirschen und etwas Unterholz und Macchia. Dazu kommt ein Hauch von süßem Hefeteig. Am Gaumen begeistert die erwähnte Finesse der Tannine in Verbindung mit einer seidigen, schlanken, aber präsenten Säure. Beide wirken wie fein gewebt und fügen sich in die floralen, dunkelfruchtigen und leicht kräuterigen Noten ein, die man bereits aus dem Duft kennt. Der Roc d’Anglade wirkt rein, lebendig, duftig und macht nach dem ersten Schluck Lust auf einen zweiten. Aber es ist kein Wein, den man schnell hinunterstürzt. Vielmehr möchte man ihn auf dem Gaumen lassen, das Sanfte und Aromatische spüren und schmecken. Die schönsten Weine sind ja die, bei denen Komplexität, Tiefe und ein gewisser Anspruch nicht zu einem kopflastigen, sondern zu einem sinnlichen Erlebnis beitragen. Und genau das ist hier der Fall.

Ein Wein für jetzt und sicher bis 2030.