Deux Clés
„Clés en main“ Vin de France, rouge 2023

Grandioser Terroir-Wein mit feinem Schliff

Zu den schönsten Momenten beim Weintrinken gehört die Entdeckung. Manchmal entkorkt man eine Flasche, manchmal sogar ohne allzu konkrete oder zumindest detaillierte Vorstellung und schenkt ein. Dieser hier schmiegt sich an das Glas und bildet Kirchenfenster, das Licht lässt den ihn in dunklem Granatrot leuchten. Sehr einladend schaut das aus. Erste Erwartungen werden geweckt. Beim Schnuppern dann einer dieser „Oha! Was haben wir denn da?“-Momente. Jetzt wird’s spannend, denn mit diesem ersten olfaktorischen Eindruck scheinen auch die farblichen Valeurs viel mehr Gewicht zu besitzen. Wenn der Wein (so wie hier) nach Brombeeren, nach perfekt gereiftem rotem Obst (die beerige Frische ist göttlich!), buntem Pfeffer, Zeder (zart) und Vanille (verhalten) duftet, dann ist die Vorfreude groß. Und der „Fahrplan“ am Gaumen klar. Und was, wenn davon abgewichen wird? Enttäuschung? Oder doch der Heureka-Augenblick, der dann eintritt, wenn der Geschmack eben nicht so ist wie erwartet, auch nicht, wenn er übertroffen wird, sondern dann, wenn er sich ganz anders großartig präsentiert, als es Duft und Farbe vermuten lassen?

Und so geschah es (und geschieht es uns immer wieder) mit dem roten „Clés en main“ der Domaine des Deux Clés.

Unweit der spanischen Grenze liegen die rund 12 Hektar Weinberge um das nicht einmal 150 Einwohner zählende Dörfchen Fontjoncouse. Schon dorthin zu kommen, ist durchaus eine Aufgabe für Entdecker, die den Weg über winzige Straßen, enge Serpentinen und durch felsige Täler in der ursprünglichen und wilden Landschaft des Corbières nicht scheuen. In dieser Abgeschiedenheit produzieren Paar Gaëlle und Florian, die sich beim Weinpraktikum im Burgund kennengelernt haben, grandiose Terroir-Weine von zum Teil uralten Reben und immer aus den typischen Trauben der Region. Es wird biodynamisch gewirtschaftet, und das aus reinem Pragmatismus und ohne Esoterik, wie das Paar immer wieder betont. Die Arbeit im Einklang mit der Natur bringt zwar geringere Erträge, aber eben die beste Qualität. Diese zieht sich durch das gesamte Sortiment, und das zu fast schon irritierend günstigen Preisen. Ihr Ziel ist es den eigenständigen Charakter der alten regionalen Trauben ganz entspannt und undogmatisch mit einem burgundischen Stil (ein Lieblingstopos – und hier völlig gerechtfertigt – für Eleganz und Finesse) zu verbinden. Was dem Paar gerade bei dem roten „Clés en main“ ganz fantastisch gelingt. Die Hauptrolle übernimmt in dieser Cuvée der Grenache Noir (50 %), der von der seltenen Sorte Piquepoul Noir (in Frankreich gibt’s davon keine 100 Hektar mehr) und Cinsault (jeweils 25 %) unterstützt wird. Bei der Vinifikation setzt man hier auf Spontanvergärung und eine kurze Mazeration von nur sieben Tagen im Betontank. Danach geht es zur Reifung für ein knappes Jahr in alte Barriques burgundischer Provenienz.

Die Nase hat schon für jede Menge Vorfreude gesorgt und am Gaumen wird dann gejubelt: ein eleganter Tanz der Beerenaromen, wundervoll filigran und viel leichter, schwebender, als es der Duft erwarten ließ. Das ist wahre Finesse! Und beschwingt und auf eine ganz lässige Art aufregend komplex. Leicht gekühlt ist die Frucht kristallklar, der Trinkfluss ein kleines Wunder. Mit Luft und etwas mehr Temperatur im Glas gewinnt der Wein an stoffiger Seidigkeit und Eleganz, der Nachhall wird von lang zu ewig. Die zarte Mineralität hat (dennoch!) fast etwas Vulkanisches, und die Tannine sind von einer Feinheit, wie sie einem nur selten begegnet. Eben eine echte Entdeckung! Und das zum großen Glück nicht aus einer überteuerten Hype-Region sondern aus dem Corbières!

Ab sofort bis 2028+.