Bel Air
„Les Vingt Lieux Dits“ Bourgueil, rouge 2022

Hier kreuzt sich „vin de soif“ mit einer „expression du terroir“.

Der Name Domaine du Bel Air ist in Frankreich nicht ungewöhnlich und wird daher meist mit dem Namen der Erzeugerfamilie ergänzt: Rodolphe et Pierre Gauthier, wobei Catherine und Sophie eigentlich dazu gehören. Die Domaine geht auf den Urgroßvater von Rodolphe zurück, der 1880 den ersten Hektar Weinberge erwarb. Aus einem Mischbetrieb entwickelte sich ein 20 Hektar großes Weingut, das seit 1995 von Pierre Gauthier geführt wird und seit 2000 nach Agriculture Biologique / Ecocert zertifiziert ist. Die Domaine liegt nicht direkt in Bourgueil, sondern im Nachbarort Benais, und nicht weit entfernt findet man all die anderen berühmten Damen der Appellation wie Jean-Marie Amirault, die Domaine de la Noiraie, die Domaine de la Chevalerie, Catherine und Pierre Breton oder die Domaine de la Butte. Rund 1.400 Hektar Weinberge verteilen sich auf die fünf Ortschaften der Appellation, die am rechten Ufer der Loire liegt. Die einfachsten Weine gedeihen auf sand- und kieshaltigem Schwemmland, nach einer leichten Hangneigung findet sich unterhalb des Dorfes eine Sand- und Mergelschicht, darüber um Bourgeuil weiße Kreide mit Tuff, weiter oben am Hang Kreide mit Glimmerschiefer, dann jüngere Kreide sowie Ton und Kalk. Die „Vingt lieux dits“ stammen vom ersten Hügel unterhalb des Dorfes mit Kies und Mergel. Die Reben sind im Durchschnitt etwa 40 Jahre alt, also im Prinzip schon „Vieille Vigne“. Auf insgesamt 20 Parzellen ernten die Gauthiers die Trauben. Diese werden dann entrappt, im Keller nochmals sortiert und kalt vorgegärt, d.h. einige Tage im Keller stehen gelassen. Im Gärbehälter beginnt dann die Gärung mit weinbergs- und kellereigenen Hefen und dauert etwa 30 Tage. Während dieser Zeit wird immer wieder umgepumpt und der Tresterhut untergetaucht. Danach wird der Wein in Fuder und Demi-Muids mit einem kleinen Anteil neuer Fässer abgefüllt. Im Tuffsteinkeller reifen die Weine über 12 Monate, bevor sie unfiltriert in Flaschen abgefüllt werden.

Während der „Jour de soif“ ein Bourgueil für alle Gelegenheiten ist, wirkt der „Les Vingt lieux dits“ schon tiefgründiger und komplexer, ohne seine Lebendigkeit und einladende Trinkfreude zu verleugnen. Der tief purpurrote Wein duftet vor allem nach roten und schwarzen Johannisbeeren mit ihren Beerenstielen, nach roten und schwarzen Kirschen, nach nassem Stein, einem Hauch von Pyrazin und Hefe. Am Gaumen zeigt der Wein viel saftige Frucht, die immer frisch, fest und geradlinig bleibt, aber einen saftigen, reifen Fruchtkern in sich birgt. Der Wein hat Zug, ist kraftvoll und intensiv, dabei lebendig mit einem Hauch von kernigem Tannin, etwas Salz und violetten Blüten. Ein Trinkvergnügen mit Anspruch.

Diesen Wein trinkt man ihn ab 2025 bis 2035.