„Clos Nouveau“: das Phantom der großen Oper!
Clos Nouveau, eine Lage, die in Bourgueil zu den markantesten und genialsten gehört, gesegnetes Terroir aus Kreide, Tuff und Lehm, von einer Mauer umgeben. Es ist die Kombination aus einem absolut qualitätsbesessenen Ansatz (der Wein wird erst nach vier Jahren Reife freigegeben) und der Herkunft der (bio-zertifizierten) Trauben, die diesen Wein so grandios macht. So grandios, dass selbst Nady Foucault, legendäre Önologin der Kultdomaine Clos Rougeard, anerkennend vom Spitzenwein der Gauthiers spricht, und dringend empfiehlt, diesen Traumstoff zu probieren.
Doch lassen Sie uns weiter ausholen. Es geht um Cabernet Franc, jene Rebsorte, die von Weinfreaks, Winzern und Sommeliers so sehr geschätzt wird, in Deutschland aber leider nur wenig Beachtung erhält. Die Domaine Clos Rougeard aus Saumur-Champigny ist da die lobenswerte Ausnahme, ihre Weine sind heiß begehrt, erzielen auf dem Sekundärmarkt horrende Summen, weil die handwerklichen Meisterwerke eben nur in kleinsten Mengen erhältlich sind. Direkt dahinter gibt es eine Vielfalt an Winzern, die ebenfalls geniale Weine handwerklich erzeugen, fein, elegant und vielschichtig, vom kühlen Terroir des Loiretals geprägt, in biologischer Bewirtschaftung und frei von jedem Marktdruck mit Geduld im Keller ausgebaut. Für uns ist die Domaine du Bel Air der Spitzenerzeuger unter diesen Betrieben, und ihre stehen für uns in einer Reihe mit den Kultweinen der Loire wie Clos Rougeard. Doch es sind mitnichten nur Kopien oder preiswerter Ersatz für die nicht beschaffbaren, am Markt kaum existenten Gewächse. Nein, sie sind stilistisch eigenständig, stammen aus Bourgueil, werden aber genau so sorgfältig im in Tuffstein gehauenen Keller erzeugt. Und der „Clos Nouveau“ stellt die Krönung im nur fünf Weine umfassenden Portfolio des Rotweinguts dar.
Sein Duft nach reifen Maulbeeren, etwas Veilchen und Johannisbeere ist so meilenweit entfernt von den vielen „grünen“ Cabernet Franc, deren Unreife gerne als „Mineralität“ erklärt wird. Das Bouquet duftet ätherisch und fein, ausgereift, aber trotzdem kühlfruchtig. Am Gaumen tänzelt dieser Wein, obwohl er der massivste im Portfolio ist, die kräftigsten Tannine besitzt. Doch dann ist da die feine reife Säure, die mineralische Komponente, die dunkle Töne einbringt, aber auch salzige Aspekte. Ein Traumstoff, der von der Größe des Cabernet Franc erzählt, der im Bordelais so sehr geschätzten Rebe, die solchen Diven wie Cheval Blanc erst ihren unverkennbaren Charakter einhaucht. Doch genau hier an der kühlen Loire, und reinsortig gefüllt, blüht die Rebe richtig auf, zeigt den mineralischen Fußabdruck der Region, des Kleinklimas, so wie es der Riesling in Deutschland in Verbindung mit Schiefer oder Kalkböden auf unnachahmliche Weise kann. Das ist ein Unikat von Wein, echtes Handwerk (ein nur allzu häufig missbrauchter Begriff), ja Winzerkunst, Authentizität in Flaschen gefüllt, Weinemotion pur.
Zu genießen ab Frühjahr 2026 oder aktuell zwei Stunden karaffiert, bis ca. 2045