Vincent Pinard
„Chêne Marchand“ Sancerre, blanc 2022

Hinreißend balancierter, elegante Einzellagen-Sancerre: einer der großen Terroir-Weine der Region!

Sauvignon Blanc gilt – in der Regel – als sehr aromatisch und früh trinkreif, hochkarätige Sancerres wie die der Brüder Clément und Florent Pinard hingegen sind zwar aromatisch, aber eher zurückhaltend edel und elegant. Sie sind zwar früh trinkbar, sollten aber in ihrer Entwicklungsfähigkeit nicht unterschätzt werden. Ein Wein wie der Sancerre „Chêne Marchand“ hat Potenzial für anderthalb Jahrzehnte, in denen er sich weiterentwickelt und an Komplexität gewinnen wird.

Chêne Marchand ist eine Einzellage im Südwesten von Bué, dem Heimatort der Pinards, wo die Familie nachweislich seit 1604 Weinbau betreibt. Die Lage ist mit 27,9 Hektar recht groß, aber die Pinards konnten sich im Laufe der Zeit auf die besten Parzellen konzentrieren, die 1959, 1964, 1978 und 2005 mit 7000 Rebstöcken pro Hektar bepflanzt wurden. Chêne Marchand befindet sich in 260 bis 280 Metern Höhe und zeichnet sich durch die für das Dorf typischen „cailottes“-Böden des Oberen Oxfordiums aus. Die Bearbeitung erfolgt hier mechanisch durch Hacken und Pflügen. Seit 15 Jahren wird zu 100 % biologisch und biodynamisch gearbeitet, was demnächst auch ganz offiziell zertifiziert werden wird. Die Erträge liegen bei 50 hl/ha und werden komplett von Hand gelesen, das Lesegut (grappes entiers) wird sehr langsam pneumatisch gepresst, der Saft nach dem Absetzen spontan mit im Weinberg gewonnenen Hefen vergoren und der Wein schließlich ein Jahr in gebrauchten demi-muids ausgebaut. Erst zum Schluss erfolgt eine dezente Schwefelung mit selbst erzeugtem vulkanischem Schwefel, dann werden die Weine ungeschönt und ungefiltert abgefüllt.

Der „Chêne Marchand“ ist der intensivste Sauvignon Blanc des Pinard’schen 2022er-Portfolios. Trotzdem bewahrt er die für die Winzer typische Eleganz und Noblesse, vor allem aber die Präzision, die ihn so besonders macht. Der Wein duftet nach Zitronensaft und -schale, etwas Limette und Grapefruit, dazu kommen Noten von nassem Stein und Flechten, weißen Blüten und Kräutern. Er erinnert durchaus an die anderen Sancerres des Hauses, wirkt aber noch etwas reiner und intensiver. Dies bestätigt sich auch am Gaumen, wo der energetische, saftige und rassige „Chêne Marchand“ sanften, aber bestimmten Druck ausübt, eine beeindruckende Intensität, geschmackliche Komplexität und Mineralität entwickelt, die man nur bei Weinen von vor allem alten Reben findet. Dieser Sancerre ist schon jetzt absolut bemerkenswert, sollte aber, wie eingangs erwähnt, nicht unterschätzt werden. Seine ganze Größe wird er erst in einigen Jahren zeigen!

Ab sofort und bis sicherlich 2037+.