Pinards heiliger Grail vom Pinot Noir
Die Cuvée „Vendanges Entières“ stellt den Spitzenrotwein der Domaine Vincent Pinard. Die beiden Brüder widmen sich dem ‚ernsthaften‘ Pinot Noir aus Sancerre wie unserer Meinung nach kein anderer Betrieb der Region und haben mit 25% Pinot-Noir-Anteil im Rebsortenportfolio einen überdurchschnittlich hohen Wert, denn anders als viele Betriebe der Region, wird der Rotwein nicht für den Rosé verwendet. Anders als beim Sauvignon Blanc, setzt man hier klassisch aufs burgundische Eichenfass, welches im Prinzip abseits der fünf bis sechs Fässer, die jährlich neu gekauft werden, komplett aus mehrfacher Belegung stammt. Mit ihrem Spitzenwein gehen sie einen Schritt weiter, bei dem betriebswirtschaftliche Betrachtungen keinerlei Rolle spielen. Es ist ein Herzensprojekt:
Im Burgund gibt es zwei wichtige Ansätze zur Vinifikation der Pinot-Noir-Traube: Entweder man entrappt die Beeren, so wie Großmeister Henri Jayer es praktizierte und damit Burgund revolutionierte, oder man behält die Stängel der Trauben bei und mazeriert diese je nach Reife und Jahrgang in unterschiedlich hohem prozentualen Anteil mit. Das Traubengerüst bringt Frische und Struktur in den Wein, kann aber, wenn nicht perfekt ausgereift, auch für grüne und eher unreife Noten sorgen, die nie ganz verschwinden. Einen irrsinnig arbeitsaufwändigen handwerklichen Ansatz gehen die Gebrüder Pinard mit dieser Cuvée. Hierbei entrappen sie von jeder Traube Beere für Beere, behalten allerdings den Stielansatz bei, sodass jede Beere verschlossen bleibt. Hierdurch findet quasi eine intrazelluläre Gärung in der Traubenschale statt. Dieses Verfahren, so aufwändig es ist, bringt eine nie dagewesene Feinheit und Fruchtklarheit in den Wein. Ein Gänsehautwein, von dem wir leider lediglich eine Handvoll Flaschen erhalten.
Für Clément ist 2022 „rot wie weiß ein großer Jahrgang.“ Er schätzt wie auch sein Bruder die „Tiefe und Komplexität“, des warmen aber auch dank einiger Regenschauer nicht zu trockenen Jahrgangs, bei dem die Reben im Sommer nicht gelitten haben. Solche Jahrgänge unterstreichen das Potenzial der Region im Zuge des Klimawandels vorzüglich. Das Ergebnis ist ein reifer Pinot Noir, der schwarzkirschig ausfällt aber total charmant und ausgewogen über den Gaumen gleitet und bei aller Seriosität die nötige Verspieltheit besitzt. Gewiss einer der spannendsten Pinot Noir Frankreichs außerhalb Burgunds und eine Kuriosität für alle Liebhaber der Rebsorte. Der Lerneffekt ist enorm!
Ab sofort, gerne einige Stunden vorab öffnen oder ab 2028 bis 2048+.
Der Spitzenwein der Domaine Vincent Pinard, „Vendage Entières“ zählt zu den raren Sancerre rouges: ein Pinot Noir in Kleinstauflage aus Top-Jahrgang 2022.