Gérard Boulays „Tradition“ ist der „Beau“ unter den Sancerres mit feiner Frucht und Mineralität
Chris Kissack, einer der unbestritten besten Kenner der gesamten Loire, hat einmal auf den Punkt gebracht, was auch uns an den Weinen von Gérard Boulay so fasziniert: „Für meinen Geschmack gehört Gérard Boulay zweifellos zur Spitzengruppe der Chavignol-Produzenten. Seine Weine sind von einer lebendigen Reinheit, zeigen eine deutliche Reife, haben keinen rohen Sortencharakter und spiegeln die Böden wider, auf denen sie angebaut werden. Angesichts der Reinheit dieser Weine und ihres kühnen, rassigen Charakters frage ich mich, ob er nicht sogar an die Spitze der Liste gehört.“
Das beste Beispiel für diesen Stil ist Boulays „Tradition“. Dieser Sancerre stammt aus verschiedenen Lagen rund um Chavignol. „Chavignol“ steht allerdings nicht auf dem Etikett, denn lange vor dem Wein war der Ort für den Ziegenkäse Crottin de Chavignol bekannt (was, nach Ansicht gewisser Bürokraten zu Verwechslungen führen könnte …). Und obwohl Chavignol das eigentliche Zentrum der Appellation ist, ist diese nach dem Nachbarort Sancerre benannt. In Chavignol liegen jedoch einige der besten Weinberge. Nicht zuletzt Les Monts Damnés, eine der berühmtesten Lagen der gesamten Loire und eine der wenigen, bei der man überhaupt von einem Weinberg sprechen kann, denn die meisten Weinlagen finden sich eher auf sanften Hügeln. Gérard Boulays Sancerre „Tradition“ stammt aus rund 30 verschiedenen Parzellen, die mit mindestens 35 Jahre alten Sauvignon-Blanc-Reben bepflanzt sind. Sie wurzeln in einem speziellen weißen Muschelkalk, den Terres Blanches, sowie in den Caillottes, lehmigen, mit Kalkschotter durchsetzten Böden, die dort ebenfalls zu finden sind. Neben den eher flachgründigen Lagen werden auch einige jüngere Parzellen in Les Monts Damnés sowie Parzellen in Les Culs de Beaujeu genutzt. Bei Gérard Boulay werden die Weine mit einer pneumatischen Presse langsam abgepresst und anschließend spontan vergoren – in diesem Fall im Edelstahltank. Dort wird der Wein auch zu 90 % ausgebaut. Etwa 10 % kommen in neutrale gebrauchte Holzfässer.
Boulays „Tradition“ von 2023 ist ein Musterbeispiel für einen lebendigen Sancerre. Er präsentiert sich in hellem Strohgelb und duftet nicht laut nach Gras, Pyrazin und Passionsfrucht, wie so viele Sorten dieser Welt, sondern feinwürzig, elegant und finessenreich. Wer die Region kennt, kann den Duft vielleicht sofort zuordnen, aber inzwischen hat der „laute“ Sauvignon Blanc den ursprünglich feinen Loire-Stil so verdrängt, dass man einen Moment innehalten muss, um ihn zu genießen. Dieser feine Duft nach Heu und Anis, gelbem Apfel und reifer Birne, saftiger Zitrone, Kräutern, Stein und Blüten ist einfach fantastisch. Am Gaumen verbindet sich all das mit einer reifen und zugleich lebendigen Säure. Dazu kommen eine angenehme Festigkeit und Phenolik sowie die pikante Würze von Anis, die hier noch etwas deutlicher zu spüren ist. Ein Sancerre von mundfüllender Saftigkeit, in dem sich die Würze mit einer leichten Kalkigkeit und Salzigkeit zu einem ruhigen, harmonischen und berührenden Charakter verbindet.
Ab sofort und bis 2028+.
Gérard Boulays „Tradition“ ist ein purer Ausdruck des Sancerre, des saftigen 2023er-Jahrgangs und der außergewöhnlichen Handwerkskunst des Winzers.