Gérard Boulay
„Les Monts Damnés“ Sancerre, blanc 2021

Wenn die Berge der Verdammten zum Paradies werden – spektakulärer Lagen-Sancerre!

Der Name macht einem fast etwas Angst, aber das ist natürlich gar nicht nötig, im Gegenteil: Die verdammten Berge, „Les Monts Damnés“ sind für Vinophile ein Paradies. Die Lage, die bereits im 13. Jahrhundert in einer Schrift der Abbaye Saint-Satur erwähnt wurde, ist die vielleicht berühmteste aus dem wunderbaren Lagenportfolio von Gérard Boulay, der mit „La Côte" und „Clos de Beaujeu“ noch zwei weitere, fantastische Terroir-Sancerre keltert. Alle drei Weine sind rar, alle drei sind von immenser Qualität, alle drei sind hoch individuell und liegen weit über dem, was man gemeinhin von einem Sancerre erwartet. Im Stil eines Chablis Grand Cru seien die Weine von Gérard Boulay, so hat es vor ein paar Jahren ein geschätzter Kollege, der schon mal zu offensiven Vergleichen greift, beschrieben. Okay, das ist hoch gegriffen, aber in diesem Fall hat er nicht Unrecht – die Terroir-Weine von Gérard Boulay lassen die typischen Sauvignon Blanc-Eigenschaften wie Cassis-/Paprika/Limettenduft weit hinter sich und schweben auf einer ganz anderen Flughöhe. Und klar: Den Kimmeridge-Boden mit seiner speziellen Mischung als Kalk und Ton kennen sie im Chablis-Gebiet natürlich ebenfalls sehr gut! Die Immobilienmakler haben schon recht, es geht eben immer um drei Dinge: Lage, Lage, Lage. „Les Monts Damnés“ duften nach einer extrem aparten Mischung aus Blütenmeer, Feuerstein, Limettenschale, Melisse und Bergamotte, alles tief und dicht, ohne drückend schwer zu sein. Mit Belüftung kommt die würzige Kalkmineralität komplett durch, wow, das ist schon groß. Am Gaumen dann reife, aber sehr belebende Säure, ganz viel Saft und elegante Kraft, Orange schwingt mit, Kräuterwürze, alles mineralisch unterlegt. Im Finale dann eine grandiose, salzige Frische, endlos lang und unfassbar dicht gewoben. Das ist ein ganz großer Wein, zudem man sich einen Steinbutt mit etwas Olivenöl wünscht. Oder einen lauschigen Rückzugsort mit einer Musikanlage auf der – ganz gleich ob von Vinyl via digitalem Stream – Stan Getz läuft.

Schon jetzt ein Genuss, wird seine ganze Komplexität aber erst zwischen 2025 und 2035 preisgeben.