Chave
Saint-Joseph „Offerus”, J.L. Chave Selection rouge 2021

Genusskino für die Sinne – dieser charmante Rhône-Syrah entführt in andere Welten!

Die Weingeschichte der Familie Chavet ist mehr als nur beeindruckend. In mittlerweile 16. Generation wurde das Weingut immer wieder vom Vater zum Sohn übergeben – so geht es seit 1481. Der aktuelle Chef ist Jean-Louis Chavet, der Geschicke des Familienimperiums 1992 im zarten Alter von 24 Jahren übernahm. Seine jugendliche Euphorie äußerte sich damals allerdings nicht in Hightech-Gläubigkeit, sondern im Bekenntnis zur Tradition, den alten Werten, denen (auch heute noch) sein ganzes Engagement gilt. Mit höchstem Qualitätsanspruch wird von Hand geerntet und die Erträge bewusst klein gehalten. Nach der Lese wandern die Trauben (Tradition verpflichtet!) zum Vergären in große offene Holzbottiche, bevor sie dann in alten demi-muids (650 Liter fassende Holzfässer, die allerdings kein Holzaroma abgeben) reifen. Ergebnis dieses altehrwürdigen Herstellungsverfahrens ist ein wahres Schatzkästchen voll seidiger Eleganz und charmanter Fruchtigkeit. Schon das Betrachten des Weins im Glas ist eine Wonne, das Schwenken der dunklen granatroten Flüssigkeit mit dem rubinfarbenen Flackern lädt zur Selbsthypnose ein. Und während man noch versonnen das Farbenspiel im Glas betrachtet, öffnet sich ein kaleidoskopisch weites Bouquet. So wie es Musik zuweilen gelingt, Bilder im Kopf zu entstehen zu lassen, so schafft dies auch der Duft dieses Weins. Die hocharomatische Mixtur aus voller Brombeere, Nelke, Gewürzen und filigranen Holznoten (wie das gepflegte Parkett in einem alten Herrenhaus) lässt uns an eine Schlossführung denken, bei der man gerade durch die Bibliothek wandelt, in der alte Ledersessel stehen, in denen unlängst noch während der Lektüre altehrwürdiger Folianten aromatischer Pfeifentabak konsumiert wurde. Bevor wir uns im andächtigen Beschauen und Erschnuppern des Weins zu verlieren drohen, mahnen wir uns zur Disziplin und nehmen einen Schluck. Für einen Moment hält das Karussell der Sinneseindrücke inne, denn der Wein braucht noch Luft. Wir schwenken also nochmals versonnen und schnuppern noch etwas weiter und freuen uns dabei über die neu entdeckten Kirsch- und Pflaumennoten. Die neuen Umdrehungen im Glas taten gut und nun zeigt der Wein am Gaumen ein rotbuntes Spektakel von Beeren und Pflaumen zusammen mit schwarzem Pfeffer, sehr weichen und eleganten Tanninen mit Noten von Tabak, Leder und Zedernholz. Dabei behalten in all der komplexen Geschmeidigkeit die Fruchtnoten ihre frischen Säurenoten und verleihen dem Schluck Schwung und Esprit. Ein nächster Schluck bei geschlossenen Augen entführt uns kurz in die bunte Welt eines arabischen Gewürzmarktes. Vortrefflich kann man sich einfach in diesen Wein hineinsinken und von ihm entführen lassen. Ein Wein wie ein Kurzurlaub! Und zudem ist er wunderbar vielfältig einsatzbar. Gut gekühlt verwandelt er sich in einen herrlich frischen Sommerrotwein. Zwischen 16 und 18 °C ist er ein vielfältiger Speisenbegleiter aus dem Premium-Regal, der sowohl perfekt zur nordafrikanischen Gewürzküche perfekt passt, aber auch zu Pilz- oder Wildgerichten eine ganz vortreffliche Figur macht – und auch danach zu einem Schoko-Kirsch-Kuchen darf er gerne im Glas bleiben kann.

Ab sofort (idealerweise 1–2 vor Genuss karaffiert) bis 2035+.