Schon jetzt voll geöffnet und stark im Charakter der Nord-Rhône
Saint-Joseph, seit 1956 eine AOC, liegt westlich direkt am Fluss und bildet einen 60 Kilometer langen, schmalen Streifen genau in der Mitte des Nördlichen Teiles des Rhône-Weinbaugebietes. Im Unterboden befindet sich hauptsächlich Granit, der an der Oberfäche zu feinem Lehm verwittert ist. Parzellen in dieser Appellation konnten die Ogiers (Vater Michel und Sohn Stéphane) nach ihren Anfangserfolgen erwerben, die sie mit großen Rotweinen der Côte Rôtie Ende der 1990er-Jahre erzielten. Zu diesem Zeitpunkt waren um ihr Weingut in Ampuis die Landpreise schon so gestiegen (ein Trend der sich schon in den 80ern abzeichnete), dass sie nach verwandten Lagen, ähnlichen Klimaten im Süden Ausschau halten mussten. Stéphane, der seit 2005 die Verantwortung trägt, hat die Vorteile dieses Gebietes (deutlicher Nord-Rhône-Charakter aber frühe Öffnung) sofort erkannt und seine Maxime, dass Weine wachsen und nicht „gemacht“ (Kellertechniken verschweigt er nur zu gerne) werden sollen, hilft uns hier, ein Terroir kennen zu lernen, dass allzu gerne vergessen wird.
Im Glas wird es (eine Stunde nach dem Dekantieren) trotz all’ des dunklen Granatrotes sofort taghell. Kirsche in rot und schwarz, Cassis, Heidelbeere, Pflaume und Brombeere lassen sich wie durch ein von Würze (schwarzer Pfeffer, Zeder, Virginia-Tabak, Karamell, Graphit, Erde, Rauch, Kakao, Thymian, Kamille, Lavendel) schwach getöntes Glas herrlich schnell erleben. Die funkelnd-lebendige Säure liefert auf der Zunge eine intensive Entsprechung zur Helligkeit des Bouquets, das milde Tannin hilft den Würznoten dabei, die Frucht nicht zu übertönen. Hier haben wir einen Syrah vor uns, dessen Lebendigkeit und Direktheit in seiner Altersklasse sehr schwer zu finden sind. Hurra!
Ab sofort (unbedingt vor Genuss dekantieren) bis mindestens 2035+.
Stéphane Ogiers Saint Joseph „Le Passage“ von 2021 ist schon jetzt voll an Frucht und Würze. Syrah in springlebendig und direkt! Encore!