Gauby
„Calcinaires“ IGP Côtes Catalanes, blanc 2022

Das Frischewunder aus dem Roussillon heißt „Calcinaires“!

Die Herausforderung: zu entscheiden, wo man bei der Beschreibung dieses außergewöhnlichen Weins beginnen möchte? Beim Boden? Beim Traubenmix? Beim Klima? Beim Winzer! Oder besser: den Winzern! Geführt wird das Weingut von Vater Gérard und Sohn Lionel. 1985 begann Gérard damit Weine unter seinem eigenen Namen zu erzeugen – zuvor war er „nur“ Traubenproduzent. Aber er war sich sicher: Aus seinen Trauben und von seinem Boden kann viel mehr werden als das, was die Genossenschaft, der er seine Trauben verkaufte, auf die Flasche brachte. Und er hatte sowas von Recht. Seit 1999 ist der komplette Betrieb biodynamisch geführt – freilaufende Tiere in den Weingärten inklusive. Die Gaubys rühren aus Wildpflanzen und Kräutern Tinkturen und Präparate an, die dann als Dünger und natürlicher Pflanzenschutz zurück in den Weinberg ausgebracht werden. Das ist visionär und nachhaltig. Müßig zu erwähnen, dass von Hand geerntet, auf Spontangärung gesetzt und fast ohne Schwefel gearbeitet wird. Heute gehört die Domaine Gauby zu den absoluten Spitzenproduzenten – nicht nur der Region, sondern der Welt und dafür sind sie dankenswerterweise noch in einem recht angenehmen Preisgefüge zu bekommen.

Für den weißen „Calcinaires“ finden in diesem Jahr die Trauben Vermentino, Muscat, Macabeu und Chardonnay zu gleichen Anteilen Verwendung. Angesichts des heißen Klimas in der IGP Côtes Catalanes im Süden des Roussillons nahe der spanischen Grenze würde man da einen mächtigen, sehr opulenten Wein erwarten. Doch der Boden, eine Mischung aus Schiefer und kargen Kalkböden in Kombination mit dem frischen Meereswind und der genialen Arbeit im Keller sorgt für außergewöhnliche Frische und eine wirklich umwerfende aromatische Fülle mitbringt. Die Trauben, alle von 15 bis gut 50 Jahre alten Reben, werden nach der Lese sanft gepresst und verbringen eine lange Zeit auf der Feinhefe im Betontank, bevor dann ungefiltert und ungeschönt abgefüllt wird. Dem Auge zeigt sich die spannende Assemblage in feinem Strohgelb mit leicht goldenen Reflexen. In der Nase fasziniert zunächst eine wunderbar kräutrige Würze mit einem Hauch Amontillado-Sherry, dazu dann auch gelbes Obst, das auf eine erfrischende Steinigkeit gebettet ist. Am Gaumen tritt die Würze etwas zurück und gibt der Frucht etwas mehr Raum, hier in Form von vor allem Quitte, angenehm säuerlicher Birne und etwas weißen Pfirsich. Die feinen Kräuternoten bleiben klar und deutlich, der Chardonnay sorgt für einen fast ätherisch zarten Schmelz, der die Aromen differenziert und gleichzeitig harmonisch miteinander verwoben erscheinen lässt. Die mineralische Note gewinnt mit etwas Luft einen Hauch von Feuerstein und befördert bleibt aber vor allem die Frische am Gaumen. Das ist eine unaufgeregte Komplexität, die einfach enorm viel (Trink-)Spaß macht. Als Essensbegleiter ist dieser Tropfen ein absoluter Allrounder, und ein Anlass, um eine Flasche von diesem Herzenswein zu öffnen, sollte schnell gefunden sein. Hier ein Beispiel für einen ganz hervorragenden Grund: Es ist 18.00 Uhr an einem Donnerstag – salut!

Ab sofort bis 2029+.