Lafage
„Bastide Miraflors“ Syrah & Vieilles Vignes de Grenache Côtes du Roussillon, rouge 2021

Alte Reben mit Charakter: wie ein Waldspaziergang im Sommer!

Es gibt diese Weine, die einen sofort in eine eigene Welt entführen. Man schenkt sich ein Glas ein, vertieft sich in die purpurroten Kathedralenfenster – und schon ist man „auf der anderen Seite“, der Parallelwelt des Weins. Mit dem „Bastide Miraflors“ ist es uns so ergangen: ein sommerlicher Wald in Südfrankreich, in dem es Beeren, Pilze und Kräuter in Hülle und Fülle gibt. Die Nase wird von einem dunkelbunten Beerenspiel mit Cassis, Himbeere, Brombeere, Walderdbeere und süßen Kirschen regelrecht geflutet, der vom tau noch feuchte Boden duftet würzig, im Unterholz links und rechts des Weges wachsen prächtige Pilze. Bei so viel Nasenkino und dem Wissen um die 14,5 Vol.-% Alkohol überrascht der Wein, eine Cuvée von alten Syrah- (70 %) und Grenache-Reben mit seiner Eleganz und Frische. Die Beerenfruchtnoten sind alle voll präsent, aber in frisch gepflückter Form mit einer raffinierten Säure, nicht zu Kompott eingekocht. Grund für diese fast kühle Frische sind die grauen Schiefer- und Kiesböden, auf denen die Reben im Vallée de l’Agly zwischen den Berghängen der Corbières und den Pyrenäen wachsen. Saftig und leicht fleischig ist der Wein, den man am liebsten kauen möchte. Nach dem Fruchtkorb wachen auch am Gaumen die kräftigen Waldnoten auf: Steinpilze (samt Honignote), Zedernholz und etwas schwarzer Pfeffer. Im Abgang mischt sich zu der dunklen Schokolade noch eine zarte, aber hochelegante rauchig-scharfe Note, die an Habanero-Chili erinnert. Ein sagenhafter Wein, von dem man sich gerne in jedes beliebige Paralleluniversum entführen lässt, vor allem zu diesem sensationellen Preis – mehr Komplexität im Zehn-Euro-Segment dürfte es nur selten geben.

Um diese Komplexität zu erzeugen, vinifizieren Jean-Marc und Ehefrau Éliane die Syrah- und Grenache-Trauben getrennt: Für den Grenache heißt das 12 Monate Ausbau unter reduktiven Bedingungen im Zementtank für die volle Fruchtpower, der Syrah wandert für die gleiche Zeit zur „Schulung“ in Sachen Eleganz ins 500-Liter-Holzfass. Und am Ende hat man dieses Portal zur Waldkathedrale im Glas. Ein kleines Meisterwerk. Und ein spannender Wein natürlich zu Pilzgerichten, aber auch eine Wonne zu gebratenem boudin noir mit Kartoffelpüree und Rotweinzwiebeln.

Ab sofort bis 2031+.