FR-BIO-01
Verführerischer Duft, vollmundiger Geschmack: eine Hommage an den Weißdorn
Jahr für Jahr im Mai pilgern Scharen von Literatur-Enthusiasten aus aller Welt in das beschauliche französische Dorf Illiers-Combray, um an den Journées d’aubépine teilzunehmen. Und um dort der Blüte von Sträuchern zu huldigen, denen in Marcel Prousts Romanzyklus „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ eine beinahe so zentrale Rolle zukommt wie der berühmten Madeleine. Kein Zweifel ist möglich: Fleur d’Aubépine – die Weißdornblüte – ist ein Kultobjekt aller Proust-Verehrer. Nicht ganz ohne Risiko also, einen Wein ausgerechnet nach dieser Pflanze zu benennen, noch dazu, wenn man bedenkt, dass der Weißdorn – so in Luzius Kellers „Das Marcel Proust Alphabet“ nachzulesen – einen „alles andere als angenehmen Duft verströmt“. Ein namhafter Schnapsbrenner aus dem Elsass, der so gut wie alles destilliert, was ihm unter die Finger kommt, hat sich unter anderem auch des Weißdorns angenommen und seine Aromen möglichst naturgetreu „abgebildet“ – ein wahrer Genuss dürfte dieser Brand nur für unerschrockene Naturliebhaber sein. Ganz anders dieser „Fleur d’Aubépine“ benannte Landwein aus dem südfranzösischen Departement Gard am Schnittpunkt der Anbaugebiete Languedoc, Rhône und Provence: Seine goldene Farbe mit grünen Reflexen verspricht bereits im Glas ein Fest für die Sinne. Die gekonnte Verschmelzung der Rebsorten Picpoul und Muscat gibt ihm einen einzigartigen Charakter. Mit seiner anmutigen Kombination aus säuerlicher Frische und floralen Noten entführt er uns auf eine aromatische Reise, die durch blumige Noten und weißes Fruchtfleisch geprägt ist. In der Nase entfaltet sich ein betörender Duft von weißen Blumen, begleitet von Jasmin-, Koriander- und Zitrusaromen. Am Gaumen zeigt sich der „Fleur d’Aubépine“ vollmundig und sinnlich, mit einem herrlichen Spiel von weißfleischiger Frucht, das den Gaumen umschmeichelt und erfrischt. Die Verarbeitung mit wenig Sulfit bewahrt die Reinheit und den Glanz der Frucht. Ein überaus spannnender Wein also, der dem Kult um die Weißdornblüte vollauf gerecht wird, aber gar nicht erst versucht, ihn aromatisch nachzubilden. Schließlich wusste auch Proust – Asthmatiker, der er war – sich vom Duft des Weißdorns fernzuhalten und bewunderte ihn vorzugsweise visuell, durch die geschlossenen Scheiben eines Automobils.
Ab sofort und bis 2026+.
Der „Fleur d’Aubépine“ 2023 vom Château Mourgues du Grès ist ein charaktervoller Weißwein aus Südfrankreich, der durch Frische und florale Noten begeistert.