FR-BIO-01
Herbe Schönheit und absolute Seltenheit!
92–94+ Punkte – Jeb Dunnuck
92–94 Punkte – Robert Parker Wine Advocate
Dieser Wein ist an der Rhône eine absolute Seltenheit: Reinsortigen Mourvèdre auf diesem Niveau kennen wir sonst eigentlich nur in Form des „Hommage à Jacques Perrin“ aus Beaucastel und für diesen raren Wein muss man sehr viel Geld bezahlen. Julien Bréchet jedoch hat das Glück, einen Weinberg zu besitzen, in dem uralter Mourvèdre steht, den er – für Gigondas völlig ungewöhnlich – auch reinsortig ausbaut. Ursprünglich war das ein Gemischter Satz mit kleinen Anteilen von Syrah, Cinsault und Clairette. Doch hat er diese wenigen Stöcke nach und nach durch Mourvèdre ersetzt. Wie bei den Mourvèdre-Stöcken, die er immer wieder nachpflanzen muss, weil manche der 1922 gepflanzten Greise einfach zu alt werden, nutzt er dafür eine sélection massale aus dem Bandol-Weingut Tempier.
„Le Plateau…“ stammt – wie der Name schon vermuten lässt – von einem kalkhaltigen Plateau oberhalb von Gigondas, nahe den Dentelles de Montmirail, mit einem nord-nordwestlich exponierten Weinberg (eine Seltenheit!) auf bis zu 350 Metern Höhe – dem „Gipfel“ der Appellation. Die Reben stehen schattig, teils von Wäldern umgeben, aber trotzdem in hohem Maße dem Wind ausgesetzt. Hier kann es ganz schön kühl werden, aber das macht dem Mourvèdre ja bekanntermaßen nichts aus. Der Ertrag dieser Parzelle liegt im Durchschnitt bei gerade einmal 14 hl/ha. Gelesen wurden die Trauben Anfang Oktober von Hand. Die Beeren wurden nicht entrappt, sondern lediglich leicht angequetscht und als Ganztrauben vergoren. Dazu nutzt Julien offene demi-muids. Zunächst lässt er die Beeren kühl vorvergären, dann erfolgt die alkoholische Gärung temperaturgesteuert bei 28 ºC. Im Gegensatz zu früher wird hier heutzutage nichts mehr untergerührt oder überschwallt, um den Wein so wenig wie möglich zu extrahieren. Stattdessen stößt Julien einmal am Tag den Tresterhut unter. Der gesamte Mazerationsprozess dauert rund einen Monat. Danach fließt der Wein in 600-Liter-demi-muids und reift dort 18 Monate.
Der tintigen Gigondas „Le Plateau…“ kann man aktuell als eine herbe Schönheit bezeichnen. Das ist typisch für diese Sorte, die erst mit der Zeit aufblüht und die zu Beginn immer recht erdig, verhalten und in sich gekehrt wirkt. Gibt man ihm aktuell viel Luft, kann man aber erahnen, was für ein großartiger Wein das werden wird. Aktuell erinnert er an viel schwarze Kirschfrucht mit Kirschkernen, Sauerkirschen, Schlehen, 100%ige Schokolade, Oliventapenade, Unterholz und feuchtem Waldboden, Pfeffer und ein Bouquet Garni. Dazu kommen Noten von Lakritze, Wacholder und etwas Weihrauch. Am Gaumen ein Wein von großer Energie und Spannung mit der für die Sorte so typischen Menge an Tannin und dem Gerbstoff der Rappen, der noch nicht ganz geglättet ist, aber reift wirkt und mit der Zeit fein werden wird. Jetzt schon deutlich ist die immense Tiefe dieses Weins, seine Frische sowie die fantastische Länge. „Le Plateau…“ ist ein Gigondas mit hervorragenden Anlagen und einem Höchstmaß an Komplexität, Tiefe und Balance.
Geben Sie diesem Wein Zeit, viel Zeit. Idealerweise trinken Sie ihn ab 2028, Potenzial hat er für 20 Jahre und mehr. Für den Fall, dass Sie sich so lange nicht gedulden wollen oder können: unbedingt karaffieren und mindestens einen Tag warten.
„Le Plateau …“ ist Julien Bréchets Gigondas von bis zu 100 Jahre altem Mourvèdre aus einer kühlen Höhenlage. Ein grandioser Wein!