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Die großen Rhône-Syrahs kommen meist aus dem Norden – oder von Julien Bréchet!
94–96 Punkte – Jeb Dunnuck
93–95 Punkte – Robert Parker Wine Advocate
Wer sich mit Syrah von der Rhône befasst, der hält meist Ausschau nach Côte Rôtie, Hermitage oder Saint-Joseph. Selten verirrt er sich an die südliche Rhône. Doch auch dort gibt es vereinzelt wahre „Grand Cru“ dieser Rebsorte. Nur muss man länger suchen. Wer einmal beim „Les Routes …“ von Julien Bréchet gelandet ist, hat seinen Weg gefunden und ist am Ziel angelangt. „Es besteht kein Zweifel daran, dass diese Cuvée zu den allerbesten Syrahs gehört, die an der Südrhône gefüllt werden.“ Das sind die Worte von Joe Czerwinski, der den reinsortigen Syrah der Domaine des Bosquets immer wieder für den Wine Advocate bewertet. Beim Jahrgang 2022 sind es 93–95 Punkte geworden. Jeb Dunnuck vergibt sogar 94–96 Punkte für dieses Meisterstück.
Das Geheimnis der beständigen Größe dieses Syrahs setzt sich natürlich aus verschiedenen Komponenten zusammen. Da ist der Weinberg, der recht unspektakulär an den Zufahrtswegen von Gigondas in der Ebene liegt – daher der Name „Les Routes …“. Besonders ist dagegen die Bodenstruktur, die man „cône de déjection“ nennt und die aus Ton, Kies und Kalksteinverwitterung besteht. Die Ausbeute im Weinberg ist – wie bei allen Weinen von Julien Bréchet – mit 18 hl/ha sehr niedrig. Aber Qualität und Konzentration gehen dem Winzer über alles, und so entstehen bei ihm gerade einmal 1.600 Flaschen dieses Weines. Der zweite Teil dieses Geheimnisses sind die dort gepflanzten Reben, die aus einer „sélection massale“ des berühmten Weinguts Fonsalette stammen, die ihrerseits ursprünglich auf Jean-Louis Chave von der Nord-Rhône zurückgeht. Es handelt sich hierbei nicht nur um Syrah, sondern auch um Sérine, eine Rebsorte die über Jahrzehnte hinweg als Syrah bezeichnet wurde, sich genetisch aber unterscheidet und heute als enge Verwandte, möglicherweise vielleicht sogar als Vorläufer des Syrahs gilt.
Da aller guten Dinge drei sind, sei die Arbeit von Julien Bréchet als dritte „geheime“ Komponente erwähnt: Der Winzer arbeitet nicht nur penibel im biologisch bewirtschafteten Weinberg, sondern prüft und modifiziert auch immer wieder sein Tun im Weinkeller, um noch besser zu werden. So hat er im letzten Jahr die Gärung angepasst, vergärt länger und viel sanfter als vorher. Es wurde von Hand gelesen und sortiert, entrappt und angerebelt, woraufhin der Syrah dann per Schwerkraft ins Weingut gelangte. Bréchet wendet die Gärung in drei Phasen an: Einer kühlen Vorvergärung folgt die alkoholische Gärung bei 28 ºC in demi-muids und schließlich eine rund vier Wochen dauernde Mazeration mit einem täglichen Unterstoßen des Tresterhuts. Früher wurde „Les Routes …“ in burgundischen „pièces“ von 228 Litern ausgebaut. Heute nutzt er mehrfach belegte demi-muids von 600 Litern, was den Holzeinfluss merklich reduziert hat.
Der purpurfarbene „Les Routes…“ offenbart Noten von Rosen und Veilchen, Verbene und Garrigue. Dazu hat er etwas Fleischiges und deutliche Noten von Oliventapenade. Es mag am Gen-Material liegen, aber es ist schon viel Nordrhône-DNS in diesem Syrah – verbunden mit südlicher Süße im Extrakt. Und das ist eine Mischung die, mit Verlaub, verdammt sexy ist. Am Gaumen dann ebenfalls Genuss ohne Ende: reife Zwetschgen, Schwarzkirschen, etwas Cassis, Blaubeeren und Brombeeren, dazu etwas Teer und Lorbeeren, Hasenpfeffer und Kirschkerne. Die muskulöse Spannung, lebendige Säure, die schiere Substanz, eine faszinierende Eleganz und Finesse im langen Finale tun ihr Übriges – ein fantastischer Wein!
Idealerweise ab 2028 (momentan mindestens ein paar Stunden, wenn nicht sogar einen Tag vorher dekantieren), dann bis 2042 und länger.
Julien Bréchets reinsortiger Syrah „Les Routes …“ ist ein umwerfend fleischiger, polierter, eleganter, ja brillanter Gigondas von der südlichen Rhône.