Der Primus inter pares: das Beste vom Besten von Julien Bréchet!
94–96+ Punkte – Jeb Dunnuck
94–96 Punkte – Vinous
Dass Julien Bréchet einer der besten Interpreten des Terroirs von Gigondas ist, dürfte kein Geheimnis mehr sein. Zu zahlreich sind seine großen Weine, die er bevorzugt reinsortig aus Grenache, Syrah oder Mourvèdre erzeugt. Mit „Le Regard Loin…“ aber liefert er seit 2019 ein Meisterstück ab, dass seinem sonstigen Tun völlig entgegensteht. Der Meister des reinsortigen Einzellagenausbaus ist ebenso gut in der Assemblage seiner besten Fässer! Was genau und in welchem Verhältnis er aus den Einzellagen Le Lieu Dit, La Colline, Le Plateau, Les Routes und Les Roches komponiert, ist sein Geheimnis und ändert sich auch Jahr für Jahr. Nach dem Ausbau der einzelnen Weine in gebrauchten Fässern, reift die fertige Cuvée dann noch einige Zeit in der Kelleramphore, bevor gefüllt wird.
Der 2022er-Gigondas „Le Regard Loin…“ ist ein Wein von immenser Statur. Er zeigt die ganze Fülle, Opulenz und Kraft des Jahrgang und wirkt vom ersten Moment an tief und komplex. Gleichzeitig – und das ist die große Stärke von Julien Bréchet – präsentiert sich der Wein frisch und saftig, ja ätherisch. Im Auftakt erinnert er an Minze, Garrigue und Kräuter der Provence, an frisch geschnittene Blutorangenschalen, an Rosen, Veilchen und Lavendel. Die zweite Ebene ist die der reifen Frucht. Dort mischen sich schwarze Himbeeren und reife Walderdbeeren, schwarze Kirschen und Brombeeren, etwas Schlehe und Rote Beete mit Roten Johannisbeeren und etwas Berberitze. Schließlich wird all dies ummantelt von Süßholz und Sandelholz, schwarzer Oliventapenade, etwas Rauchfleisch und zerstoßenem Stein. Das ist hochkomplex, wirkt aber eigentlich eher sinnlich und einladend. Das erste Glas führt all diese Aromen an den Gaumen, wo der Wein ein perfektes Gleichgewicht zwischen einer klar strukturierten, reifen aber agilen Säure, der genannten Aromatik und einem markanten, aber reifen Tannin mittlerer Körnung bietet. Bréchet findet einmal mehr die Quadratur des Kreises bei diesem Wein, bei dem, was die Kraft angeht, eigentlich ein Glas genügen würde. Doch der „Gigondas“ ist so gut, dass man gar nicht lassen kann von diesem Meisterwerk.
Sollte (noch) dringend karaffiert werden, idealerweise ab 2027 bis sicherlich 2043.
In der Champagne würde man Julien Bréchets Gigondas „Le Regard Loin…“ als Prestige-Cuvée bezeichnen. Aus besten Fässer wird etwas großartig Neues!