Lamartine
Malbec Cahors, rouge 2020

Château Lamartines ausdrucksstarker Cahors-Querschnitt

Das ist schon eine verflixt anspruchsvolle Rebsorte, dieser Malbec. Gelangt er nicht zu voller Reife, erhält der fertige Wein trotz aller Maßnahmen im Keller kein ausreichendes Gegengewicht zu seinem massiven Tannin. Vielmehr muss bei der Lese der vollreifen Trauben und später im Keller alles unternommen werden, um dieses Gegengewicht, die Fruchtaromen zu erhalten. Seine inherente Würze, die sich weit stabiler zeigt, setzt dem Tannin nichts entgegen – sie verstärkt die Herbheiten eher. Lise und Benjamin Gayraud von Château Lamartine haben viele Jahre von ihrem Vater Alain lernen können, wie aus Malbec ein eleganter und gleichzeitig spannungsgeladener Wein bereitet werden kann. Das weltweit beliebte Hausmittelchen, aus charakterstarken Weinen zahme Schmeichler zu basteln, halten sie von diesem wunderbaren Cahors erfreulicherweise fern: Dieser Rote kam nicht mit neuen Barriques in Berührung! (Neues Holz bleibt bei Gayrauds ausschließlich höheren Ausbaustufen vorbehalten – und auch dort nur zur Steigerung der Haltbarkeit.) Es wird natürlich streng selektiv von Hand gelesen. Dieser Cahors rouge stammt von 20-45 Jahre alten Reben, die auf allen Lagen des Château Lamartine wachsen (Sie stehen auf Lehmböden, zum Teil kalkreich). Während 15 Stunden Maischestandzeit gehen Farbe und Tannine genau im erwünschten Maß in Lösung. Vorsichtige Pigeage (Der Tresterhut wird von oben sanft nach unten gedrückt. Dabei bricht auch noch die letzte Beere auf, ohne dass Sauerstoffkontakt die wertvollen Fruchtaromen gefährdet) hilft dabei. Der anschließende Ausbau erfolgt zu zwei Dritteln in Betonbehältern; nur ein Drittel reift in gebrauchten Barriques.

Hat der tiefrote (Granat) Cahors ein wenig Zeit im Glas (bei 16–18 °C zu genießen!) verbringen dürfen, treten Frucht (Pflaume, Kirsche in Schwarz und Rot – die 10 % Merlot dieser Cuvée wirken hier wie eine Unterstreichung –, Cassis, Heidelbeere, Himbeere, Brombeere, Erdbeere) und Würzwelten (Pfeffer, Rauch, Kaffee, Minze, Kakao, Rosenblätter – auch getrocknet –, Herbstlaub, Waldboden, Champignons, Zeder, Wacholder, Teer, Leder) in bester Eintracht an uns heran. Das edle Ebenmaß seiner Düfte duldet kaum „Ausreißer“. Helle und dunkle Noten gehen betörend-unhektisch ineinander über – eine vollkommene Entspannungshilfe! Auf der Zunge geht dann eine Sonne auf: während Säure funkelt, manchmal sogar Blitze aussendet, reibt und raunt ein äußerst angenehmes Tannin. Diese beiden Aspekte scheinen ihre jeweiligen Aromenpartner im Gleichgewicht halten zu wollen. Es ist schon ein großes Glück, einen Malbec verkosten zu dürfen, der unverfälscht und ungebändigt seinen Charakter zeigen darf.

Ab sofort bis mindestens 2030+. Gönnen Sie ihm ruhig ein Stündchen Belüftung in der Karaffe.