Cahors in Vollendung – und das erschwinglich!
Wie die Gayrauds von Château Lamartine das mächtige Tannin ihres Malbec zu zivilisieren vermögen, ist schon ganz große Kunst. Für diese alljährlich zu feiernde „Cuvée Particulière“ wird nur zum Teil neues Holz eingesetzt. Die sonst auf dem „Planeten Wein“ so beliebte Bezähmungsmethode, dieser wütige Kleinfassgeschmack, der auch noch den letzten Charakterzug auszutreiben vermag, und auch noch das zarteste Fältchen glattzieht: Für Lise und Benjamin ist das alles tabu. Hier bestimmen Sorgfalt im Weinberg und extrem kluges (weil Jahrhunderte altes) Handwerk im Keller das Denken. Wie weit das geht, zeigt die Wahl des Cuvée-Partners für den Malbec. 10% Tannat geben dem Malbec eine Art prolongierte Jugendlichkeit, ohne eine Malbec-fremde Eigenschaft, ein extern-wirkendes Aroma hinzuzufügen. Dass man sich hier natürlich noch mehr Tannin in den Wein holt, scheint die Winzer nicht zu sorgen: Sie haben das einfach im Griff. Nach selektiver Handlese (Die Reben sind 40-70 Jahre alt und stehen auf den Kalk-Lehm-Böden des Vallée du Lot) kommen die Trauben für 25 Tage bei kontrollierter Temperatur (bis zu 30°C) in Edelstahltanks. Hier geschieht dann das Wunder der Zivilisierung: Die pigeage wird so exakt an die zu erreichenden Werte angepasst, dass uns einerseits später im Wein nur höfliche Gerbstoffe begegnen und andererseits kein Sauerstoffkontakt in der Lage ist, auch nur das zarteste Aromen-Härchen zu knicken. Für 12 bis 14 Monate darf der Jungwein dann zu einer Hälfte in (teils) neue Barriques und zur anderen in foudres (50 bis 90 Hektoliter). Dunkelstes Granatrot, tiefes Violett verraten schon dem Auge etwas von der einträchtigen Zusammenarbeit der beiden Rebsorten. Nach ein paar Momenten begeben sich die Fruchtaromen (schwarze Kirsche, Cassis, Pflaume, Brombeere, Olive, Brombeere, Heidelbeere, Erdbeere) aus dem Glas. Die Gewürze (Kaffee, Holzrauch, Minze, Zeder, Vanille, Pfeffer, Lakritze, Wacholder, Kakao, Paprika, Heu) erscheinen erst im Gefolge, vermögen das insgesamt von Frucht dominierte Bouquet nicht allzu arg zu verdüstern. Empfohlen ist eine deutlich-hohe Trinktemperatur von 16 bis 18 °C, damit die Säure und das Tannin einen schöneren Zusammenklang ergeben. Aber selbst bei Kellertemperatur ist diese Cuvée ein Meisterwerk. Eine hauchzarte Erinnerung von Süße wird sofort von klarer mittagsheller Säure umspielt. Das Tannin ist so samten geraten, dass man schon mehrfach auf das Etikett schaut, um sich zu vergewissern, dass man da Malbec und Tannat im Glas hat. Die „Tanninbezähmung“ hat aber keinesfalls einen kraftlosen Wein hervorgebracht. Die Fülle für Nase und Gaumen lässt so schnell nicht nach, der Würze-betonte Ausklang ist ewig. Bei diesem Preis ist das Erlebnis schon fast legendär! Großartig!
Ab sofort bis mindestens 2035+.
Für den roten Cahors „Cuvée Particulière“ des Châteaus Lamartine wurden die Gerbstoffe auch 2020 wieder meisterlich in Zungensamt umgearbeitet. Legendär!