Barba
„i Vasari“ DOC Montepulciano d’Abruzzo, rosso 2021

Komplexer, dichter Montepulciano, der das große Potenzial dieser Rebsorte und dieser Region wunderbar in Szene setzt

Bevor sich die Rebsorte Montepulciano um den eigenen Ruhm kümmern kann, muss sie sich erst einmal gegenüber einem halben Namensvetter und vor allem viel berühmteren Wein aus der Toskana abgrenzen, dem Vino Nobile di Montepulciano. Dieser wird aus Sangiovese beziehungsweise einer lokalen Spielart davon gekeltert, genießt Weltruhm und zwar nicht erst, seitdem der deutsche Ex-Kanzler Gerhard Schröder ihn in die Reihe seiner Lieblingsweine aufgenommen hat. Der SPD-Politiker hatte eine Vorliebe für druckvolle Rotweine. Nun, da für eine namentliche Klärung gesorgt ist, können wir uns der Varietät Montepulciano zuwenden, die vor allem in den Abruzzen angebaut wird. Auch in ein paar anderen italienischen Regionen stehen ein paar Hektar, aber das war es dann. Wer also nicht nur guten Wein liebt, sondern gleichzeitig Wert auf authentischen, klar mit einer Gegend verbundenen Trinkspaß Wert legt, sollte beim Montepulciano aufmerksam werden. Das gilt ganz besonders, wenn wir uns – wie hier beim „i Vasari“ des Topweinguts der Fratelli Barba – in der oberen Qualitätsschiene bewegen. Die Gebrüder haben ihr modern ausgestattetes Weingut 1991 in Scerne di Pineto am Fuß des Colle Morino aufgebaut. Sie bewirtschaften knapp 70 Hektar Reben, daneben kultivieren sie Olivenhaine, betreiben Viehwirtschaft sowie ein Agriturismo. Beim Rotwein fokussieren sie sich auf den Montepulciano, dessen Potential sie – völlig zu Recht – für sehr hoch halten, was sie mit ihrem besten Wein, dem „i Vasari“, eindrucksvoll belegen. Die im Schnitt etwa 35 Jahre alten Reben wachsen auf einem Boden, der von kalkhaltigem Lehm geprägt ist, das zwei Hektar große Rebstück ist nach Südosten ausgerichtet und damit nicht der warmen Abendsonne ausgesetzt. Der Ertrag ist im Vergleich zu den anderen Weinen des Guts reduziert und liegt bei etwa 40 Hektolitern pro Hektar, für den Montepulciano ist das eher eine geringe Menge. Wie in der Region üblich, sind die Nächte vergleichsweise kühl, die Nähe zu Meer und Bergen hilft eben. Geerntet wird von Hand meistens erst in der zweiten Oktoberhälfte, die Sorte ist spätreifend. Die Trauben werden in kleineren Boxen ins Gut gefahren, die Vergärung findet in Eichenholzfässern statt, später reifen die Weine auch im Eichenholz. Der „i Vasari“ ist tief dunkelrot, er duftet intensiv nach reifen roten und schwarzen Früchten, Brombeere, süße Kirsche, Holunder, eine Spur Marzipan, zarte Vanille und etwas Rauch sind dabei – und ganz viel Würze. Das ist ein deutlicher Qualitätssprung gegenüber den anderen, bereits wirklich guten Rotweinen des Betriebs, man merkt bereits im Duft, dass wir hier an der Spitze angekommen sind. Am Gaumen entwickelt der Wein enormen Schub, das ist richtig mächtig, die Gerbstoffe sind satt und kleiden den Gaumen aus, die Säure ist reif und angenehm präsent. Wieder zeigen sich die reifen Früchte, Brombeere, Kirsche und Holunder, eng gewoben und sehr lang. Das ist ziemlich beeindruckend und für Powerfans ein absoluter Spaß! Und das zu einem erschwinglichen Preis.

Ab sofort bis 2035.