Der Lohn der unkonventionellen Trocknung am Stock
Die letzten Strahlen der Sonne geben diesem ungewöhnlichen Wein aus der Produktion von ArPePe den Namen. Der „Ultimi Raggi“ stellt zugleich auch die Abfüllung des lombardischen Weinguts mit dem höchsten Alkoholgehalt (wobei es nur um 14 Vol.-% geht) dar. Dieser verdankt sich der Trocknung der Weintrauben. Höchstes Ziel dabei ist es aber „die Frische und Trinkbarkeit des Nebbiolo delle Alpi zu erhalten“. Daher entschied sich bereits der kreative Erneuerer Arturo Pelizzatti Perego dafür, die Erzeugung seines „passito“ nicht im Weinkeller, sondern im Weingarten selbst durchzuführen. 1999 begann er mit der Umsetzung seiner Idee auf 600 Metern Seehöhe im oberen Teil der Sassella. Denn in dieser Gegend dauert die Zeit bis zum Erreichen der richtigen phenolischen Reife länger als in tiefer gelegenen Weingärten. Die plötzlichen Temperaturwechsel zwischen Tag und Nacht während der Erntezeit konzentrieren den Traubenzucker. Die Beeren dehydrieren langsam im Wind, während sie noch an der Pflanze haften. Erst kurz vor dem ersten Schnee wird geerntet (2016 war es der 10. November). Danach reift der „Ultimi Raggi“ für 34 Monate in der Kombination aus 5000-Liter-Fässern und Zement, eher er die Flaschenreife beginnt.
Das Ergebnis ist ein – für ArPePe-Verhältnisse – geradezu dunkler Nebbiolo, der nach Kubeben-Pfeffer, Würzkräutern wie Borretsch und Estragon, aber auch reifer Weichsel duftet. Der Gerbstoff breitet darüber eine zarte Anmutung von süßem Kaffee. Doch keine Angst, auch wenn es sich um getrocknete Trauben handelt, ist es nur der Duft der an die Konzentration der Süße erinnert. Am Gaumen zeigt sich der „Ultimi Raggi“ von 2016 mit einer geradezu nachdrücklichen Kraft von dunklen Beeren. Vor allem Brombeere ragt hier heraus, auch Kakaopulver darf man notierten.
Doch eigentlich ist es das Finale, das alle diese Noten wie in einem Brennglas bündelt. Hier schimmert neben der Frucht auch der herbe Ton der blättrigen Kräuter durch, sogar etwas Minze kann man ausmachen. Der an Espresso – aber ohne jede Bitterkeit – erinnernde Nachhall will praktisch gar nicht enden. Eine geradezu klassische Wahl zu allen lang geschmorten Ragouts vom Wild! Aber auch einen Schokobrownie oder eine Sachertorte kann man mit diesen „letzten Strahlen“ überglänzen.
Ab sofort bis 2040.
ArPePes teilgetrocknete Nebbiolo-Variante Sassella „Ultimi Raggi“ speist ihre Kraft aus einer dunklen Beerenfrucht, die nahezu endlos über den Gaumen rollt.