Ein Traum-Arneis aus der Rotweinregion schlechthin
Potenziale zu erkennen, war Bruno Giacosas große Gabe. Sein Werdegang, also die vielen Jahre an der Seite seines Vaters, der aus der gesamten Langhe erstklassige Trauben kaufte, um die großen Weine daraus zu bereiten, die unbeschreiblich riesige Fülle an zusammengetragenem Wissen um diese Gegend, dann letzten Endes die vielen Jahre eigener Praxis; dieser Werdegang wappnete Giacosa eben auch gegen die teilweise recht dummen Moden, denen viele seiner Kollegen beinahe hektisch verfielen, wann immer sie in Erscheinung traten. So war der Arneis im Piemont zugunsten der großen Rotweine fast völlig in den Hintergrund getreten, seine Anbaufläche auf winzige Zonen zurückgegangen und das Wissen um seine Kultivierung schon fast verloren, als Bruno sich Anfang der 1970er-Jahre dazu entschied, seinen Lieblingsweißwein wieder herzustellen. Was für ein großes Glück für uns! Und wie es mit der Figur Bruno Giacosa immer zu sein scheint: Wenn er mit irgendetwas beginnt, finden sich schnell Nachahmer, die Sorte erfährt Aufmerksamkeit und schließlich Anhänger – denn ein Irrtum Giacosas ist schon fast wie eine Gravitationsumkehr ausgeschlossen.
Wenn wir diesen Roero Arneis aus dem Jahr 2023 in unseren Gläsern schwenken, sein leuchtendes Gelb uns erheitert, wird es spannend. Die Frucht (Zitrone, Kiwi, Pfirsich, Melone, Passionsfrucht, Mandarine, Orange, Birne) wirkt wie aus kleiner Öffnung auf uns geschossen. Die beinahe bodenlose Komplexität des würzigen Unterbaus (Ingwer, Flint, Honig, Bienenwachs, Mangold, Minze, Salbei, Lorbeer, Fenchel, Grasschnitt, Neroli, Gardenie, Rauch, Saline) hält für uns die Zeit an, bis Frische und Wärme wie alte Bekannte zum ersten Schluck rufen. Die Süße erhält auf der Zunge weiche Säure zur Seite gestellt, so dass in Verbindung mit Zeit so eine Art Aromenlupe entsteht. Diese funktioniert exzellent: die Fraktionierung am Gaumen setzt zwar ein, aber es findet kein Zerfasern, kein Zerfallen des Gesamteindruckes statt. So ein Schauspiel bieten nur sehr große Weine. Wie unendlich viel Dank schulden wir Giacosa für seine Beharrlichkeit …!
Ab sofort bis mindestens 2028.
Die beinahe bodenlose Komplexität von Frucht und würzigem Unterbau von Giacosas Roero Arneis von 2023 hält für uns die Zeit an.