Eine Symphonie der Kirscharomen voller Wärme und Harmonie
Bei „Piemont“ denkt man unweigerlich an die „ganz große Oper“ von Barolo und Barbaresco und vergisst dabei zuweilen, dass es auch jenseits davon ganz exquisite Kompositionen zu entdecken gibt. Zum Beispiel die Barbera-Traube, die, von fähiger Hand vinifiziert, hinreißend intensive und ausdrucksstarke Weine hervorbringt, die weniger opulentes Musiktheater, sondern eher dichte Kammermusik sind. Ein Paradebeispiel dafür ist der Barbera d’Alba „Mommiano“von Marco Porello. Denn der ist nicht nur eine herrlich fruchtige und angenehm früh zugängliche Alternative zu den Nebbioli der Region, sondern auch eine absolute Garantie für den rapporto qualità-prezzo, denn für rund einen Zehner muss man sich bei der Oper gar nicht erst um Karten anstellen. Marco Porello ist in dritter Generation Winzer und bewirtschaftet seine 15 Hektar naturnah und ressourcenschonend. Die oft Jahrzehnte alten Reben gedeihen auf Kalkmergelböden und werden konsequent von Hand gelesen. Die Maischegärung erfolgt für eine starke Woche im Zementtank, bevor es zum Ausbau teils in Edelstahl, teils in Betoneier geht. Das Ergebnis ist dieses verführerische Werk „in Kirsche“: im Glas schwarzkirschrot mit rubinfarbenen Reflexen, im Duft kraftvoll Amarena-Kirsche gefolgt von Schattenmorelle, Brombeere und Cassis, außerdem eine edle Waldnote (feuchte Rinde inklusive), dazu eine herbe, leicht pfeffrige Würze sowie eine zarte Dosis Rauch, über den sich Veilchenduft wie ein feiner Schleier legt. Am Gaumen dann eine wahre Kirsch-Symphonie in einem Satz: als Exposition wieder Amarenakirsche, die Durchführung dann mit motivisch-thematischer Arbeit ganz auf Herz-, Schwarz- und Sauerkirsche ausgelegt. Die Reprise – ein langes Crescendo! – dann Kirschkompott mit ganzen Früchten, einem Schuss Kirschwasser und ganz entfernt der Rauch eines von Kirschholz befeuerten Barbeceus. Weiche, fast samtige Tannine sowie die lebendige Frische und Saftigkeit (leicht gekühlt ist hier nicht nur wohl-, sondern perfekt temperiert!) leiten zur Coda über, die mit geschmeidiger Würze, dunkler Schokolade und einem leisen Anflug von Vanille begeistert. Diesen wunderbaren Barberas kann man immer „auflegen“, ganz gleich ob bei unspezifischer Rotweinlust oder zur Essensuntermalung. Hier passt er zur gesamten Palette der italienischen Klassik, von Pasta al ragù über Lasagne zum Steinpilzrisotto bis hin zu bistecca und Pizza. Bravo, bravissimo!
Ab sofort bis 2028+.
Marco Porellos Barbera d’Alba „Mommiano“: eine Symphonie der Kirscharomen, weichen Tannine und lebendigen Frische. Was für ein Genuss!