Porello
„Favorita“ DOC Langhe, bianco 2023

Piemonteser Vermentino-Variante überzeugt!

„Favorita“ sagen die Piemonteser zu ihrem Vermentino, um ihren Stolz auf die Rebsorte auszudrücken. Auch wenn die Ampelographen uneins sind, ob er mit dem sardischen Vermentino nur „stark verwandt“ oder sogar identisch ist: Hier im Norden Italiens hat diese Sorte lokal seit Jahrhunderten hohe Bedeutung. Der besondere Name zog sogar eine „politische“ Legende nach sich: Angeblich war der Weißwein der „Favorit“ am Tisch des ersten italienischen Königs Viktor Emmanuel II. Allerdings findet sich bereits in den Tafelbüchern der Regenten von Roero – bis heute sein wichtigstes Anbaugebiet – Anno 1676 ein Hinweis auf die im Frühherbst golden schimmernden Trauben. Realistischer dürfte daher die Etymologie sein, die auf die Beliebtheit der Früchte der Favorita-Stöcke anspielt. Lange genoss man sie rund um Asti und Belbo auch als Tafeltraube. Heute wird Favorita ausschließlich für den Weinbau genutzt, wo er sich in den letzten Jahren als Spezialität behaupten konnte. Dass „Arneis-Zauberer“ Marco Porello sich ebenfalls dieser im Lande des Barolo, Barbaresco und Moscato d’Asti vergessenen Rebe annimmt, ist ein Glücksfall. Zumal die sandig-leichten Kalkmergelböden seiner Spitzenlage „Camestri“ einen Teil des Traubenmaterials dafür liefern.

Und eine kalkig-salzige Brise garniert auch den Duft nach weißfleischiger Birne, jugendlichen Erdbeeren und Goldginster-Blüten. Zart und hell sind alle diese Aromen, was zum freundlichen Strohgelb passt, das einem aus dem Glas entgegenschimmert. Die Mischung aus Frische und maritimer Art erinnert auch an Salicorn. Die feine Säure des 2023ers hebt dann dieses im Duftbild hintergründig flirrende, saline Element auch am Gaumen hervor. Der Mittelteil des „Favorita“ fächert Steinobst ebenso auf wie Zuckermelone und den Geschmack von Kräutern (Estragon vor allem). Der Nachhall unterstreicht dann wieder die südliche Eleganz dieses Weißweins von Marco Porello. Wie ein Schmetterling, leicht und anmutig, tänzelt der „Favorita“ förmlich. Es ist die pure Antithese zu schweren, säurearmen Weinen, wie sie der Klimawandel und weniger begabte Winzer allüberall reichlich gedeihen lassen. Hier aber regiert eindeutig die feine Klinge!

Ab sofort bis 2029.