Nebbiolo aus einer der besten Lagen in Roero
94/100 – Falstaff
93/100 – Jeb Dunnuck
Lange Zeit war das Roero eine mehr oder weniger vergessene Region im Piemont. Doch es war immer eine mit Potenzial. Das hat auch Luciano Sandrone früh erkannt. So war er immer wieder auf der Suche, ob er den richtigen Weinberg für sich finden würde, denn Familie Sandrone haben sich immer auf wenige Lagen beschränkt, um die Qualität ihrer Parzellen stets selbst unter Kontrolle halten zu können. Als Luciano, Luca und Barbara Valmaggiore in der Gemeinde Vezza dAlba in den 1990er-Jahren für sich entdeckten, war es, wie sie sagen, „Liebe auf den ersten Blick“. Wenn man vor dem Amphitheater steht, das perfekt von Westen über Süden nach Osten ausgerichtet ist, weiß man, weshalb. Im Gegensatz zu den oft kalkreichen Barolo-Lagen ist der Boden hier überwiegend sandig. Schon im 19. Jahrhundert wurden die Weine aus den dort geernteten Nebbiolo-Trauben als die besten der Region ausgezeichnet. Um der Qualität des Weinbergs gerecht zu werden, bauen die Sandrones den Wein im Prinzip genauso aus wie ihren Barolo. Der „Valmaggiore“ stammt aus dichter Pflanzung, wird mit rund 30 hl/ha gelesen und in offenen Edelstahltanks spontan vergoren. Die malolaktische Gärung und der Ausbau erfolgten in 500-Liter-Tonneaux.
Der Jahrgang 2022 war für die Winzer ein relativ entspannter, vorausgesetzt, man traf die richtigen Entscheidungen im Weinberg zum passenden Zeitpunkt. Das Jahr begann mit einem Winter mit viel Schnee, was für die Regeneration der Natur wichtig ist. Nach dem Austrieb zur gewohnten Zeit gab es einen kurzen Regenschauer, dann wurde es immer wärmer und trockener. Da die Nächte jedoch kühl blieben, hat das die Reben nicht gestresst. Die Trauben reiften so schnell, dass die Lese bereits zwischen dem 15. und 23. September stattfand, zwei Wochen früher als üblich. Die eher kleinen Beeren zeigten eine perfekte Balance zwischen Frucht und Säure.
Dem „Valmaggiore“ merkt man die Hitze des Sommers wiederum nicht an. Es ist ein Nebbiolo mit Frische und Ausgewogenheit. Der Wein glänzt halbtransparent in leuchtendem Rubinrot mit leichten Randaufhellungen. Er duftet nach Rosen und Hagebutten, Kumquats und kandierten Orangenschalen, getrockneten Kirschen, Preiselbeeren und Cranberrys. Dazu kommen etwas Zimt, Rauch und Torf, aber auch Granatapfelsaft, Minze und Stein. Am Gaumen zeigt sich eine tiefe Saftigkeit mit heller Frucht und geschliffenen Tanninen, während die Säure einen gelungenen Spannungsbogen erzeugt. Ein strahlend klarer, präziser Nebbiolo mit großer Struktur und langem, leichtfüßig tänzelndem Abgang. Und sehr eigenständig, hat nichts mit den Weinen aus Barolo und Umgebung zu tun. Aber es ist ein – wunderschöner! – Sandrone, so viel ist sicher!
Sollte momentan noch karaffiert werden, wird sich bis 2034+ weiterentwickeln.
Sandrones Nebbiolo d’Alba „Valmaggiore“ von 2022 ist duftig und fruchtbetont, hell und klar, mineralisch und frisch. Ein Roero-Nebbiolo von großer Klasse!