Eleganter, traumhaft schöner und schon jetzt enorm zugänglicher Barbaresco!
Nicht weit entfernt vom Fluss Tanaro steht auf der Kuppe des Ovello-Hügels beim berühmten Städtchen Barbaresco die Cantina del Pino, die ihren Namen einer alten Kiefer verdankt. Die Winzer-Familie Vacca hat sich als einer der besten Erzeuger im Piemont etabliert, Jahrgang für Jahrgang geraten internationale Weinkritiker ins Schwelgen, wenn die Cantina ihre Weine vorstellt. Darunter sind gleich vier in ihrem Charakter perfekt ausdifferenzierte Barbareschi, die eindrucksvoll unterstreichen, welche großartigen Ausdrucksformen die Rebsorte Nebbiolo im nördlichen Piemont finden kann. Man könnte diesen Barbaresco ohne Lagenbezeichnung als den „einfachsten“ Wein bezeichnen, aber das wäre in diesem Zusammenhang frevelhaft, weil man damit überhaupt nicht der Güte und Komplexität des Weines gerecht würde.
Denn der 2020er-Barbaresco ist schlicht umwerfend, selbst (oder gerade schon) jetzt in seinem jugendlichen Stadium: ein elegante Nebbiolo-Cru als charmanter Verführer! Die bis zu einem Jahr zusätzliche Reifezeit, die dieser Wein bis zu seiner Freigabe noch länger in den Kellern der Cantina del Pino verbringen darf, macht sich hier bereits mit dem ersten Schluck bemerkbar.
Der zartrote, durchscheinende, mit granatfarbenen Nuancen funkelnde Barbaresco duftet nach roten Beerenfrüchten (Erdbeeren, ein Hauch Kirsche, Cranberrys und Johannisbeeren), die von floralen Noten (Veilchen, später auch dezent Rosenblüten) geradezu „umgarnt“ werden, dazu (ganz typisch und fast schon „Hausmarke“) ein zarter Kampferton, Süßholz, etwas Orangeschalenabrieb und ein Hauch Menthol, der dieser willkommenen kleinen aromatischen „Orgie“ zusätzlich die Anmutung ätherischer Kühle verleiht. Das ist traumhaft schön! Am Gaumen wirkt der Barbaresco prächtig strukturiert, feinstes geschliffenes Tannin verleiht eine elegante Stütze, perfekt ausbalanciert. Dazu klare Frucht, in der eine animierend frische, säuerliche Note mitschwingt (insbesondere Sauerkirsche und Granatapfel), noch einmal ein wenig Süßholz und ein Hauch Piment. Insgesamt wunderbar kühl, dann – fruchtaromatisch – in dunkleren Gefilden, sehr nobel und geschmeidig, mit einem herrlich langen Nachhall.
Dass dieser Barbaresco ein bemerkenswertes Potenzial besitzt, liegt auf der Hand. Und doch lässt uns eine – zugegebenermaßen etwas hedonistische – idée fixe nicht los: Sollte man sich diesen Traum-Barbaresco nicht auch häufiger in eben diesem jugendlichen Stadium gönnen?! Der Seele des Piemonts „nachschmecken“?! Denn Franca Miretti hat sie hier eingebunden, in diesen großartig fokussierten, präzisen dabei so eleganten und vor allem strahlenden Wein. Oft als der heimliche Star unter Barbaresco-Crus der Cantina gehandelt, da er die Lagen „Starderi“, „Albano“, „Gallina“ und „Albesani“ in sich vereint und wie durch Zauberhand nur die jeweils schönsten ihrer charakteristischen Eigenschaften zum Vorschein bringt – ein starker, nein, ein sehr, sehr starker Barbaresco!
Der „einfache“ Barbaresco der Cantina del Pino ist – was in einem so guten Jahr wie 2020 quasi doppelt Gewicht hat – einfach hinreißend gut gelungen!