Zwischen handwerklicher Tradition und zeitgemäßer Aufgeschlossenheit: „La Tartufaia“ zeigt Temperament und Anmut!
Bevor wir uns dem Barolo „La Tartufaia“ von Giulia Negri zuwenden, gilt es das schwierige Wesen der Nebbiolo-Rebe kurz zu ergründen: Sie gilt als launische Diva, die hohe Anforderungen stellt, was die Vegetations- und Reifeperiode und ihren Standort angeht. Ihre Reife verläuft betont und manchmal provokant langsam, sie ist sehr wählerisch bei der Beschaffenheit des Terroirs, auf kalkhaltigen Mergelböden in Steillagen, ist sie bereit ihre Schönheit zu zeigen und ihre Geheimnisse preiszugeben. Kurzum: Man kann manches verkehrt machen und muss einigen Aufwand betreiben, um besagte Diva bei Laune zu halten. Das Piemont hat sich über die Jahrhunderte hinweg als absoluter Vorzugsort der Nebbiolo erwiesen, ein entscheidender Grund dafür, dass die Rebsorte hauptsächlich in Norditalien angebaut wird, wo sie Weine von internationaler Klasse schenkt. „La Tartufaia“ ist eine der drei renommierten Baroli-Lagen, über die Giulia Negri verfügen kann. Der Weinberg liegt auf rund 460 Meter Höhe in westlicher Ausrichtung und wird eingerahmt von Wäldern, in die berühmte weiße Alba-Trüffel gedeiht. Von dort oben kann man die atemberaubende Aussicht auf jeden Gipfel der Alpen von Ligurien bis zum Monte Rosa genießen. Das Terroir zeichnet sich durch tonigen Lehm, Kalk und einen hohen Anteil an Sandboden aus. Natürlich erfolgte die Trauben-Lese von Hand, die Spontangärung verlief über 40 Tage in kegelstumpfförmigen Holzfässern, die 6000 Liter fassen. Danach ruhte der Barolo 24 Monate lang in 2500-Liter-Fässern aus slawonischer Eiche. Der dichte, vielschichtige Duft ist typisch für einen noch jugendlichen Barolo: Neben roter Kirsche und Sauerkirsche viel Florales, Rosenblätter, getrocknetes Laub und auch frisches Blattgrün, Rosmarin und Rosmarin-Stengel, Unterholz, frische Blumenerde, feine ätherische Note, Kalkstaub, geröstete Kaffeebohnen, Schlehe, Pfeffer, gestoßener Kardamom. Die rote Kirsche eröffnet auch am kräftig gebauten und stoffigen Gaumen, der von feiner Säure belebt wird, die den Wein als Ader durchzieht. Kompaktes Format mit merklichem und dabei fein extrahiertem Tannin-Gerüst, nicht rustikal, aber durchaus Rebsorten-typisch. Guter Zug und Spannung, trocken, fordernd in bester Nebbiolo-Manier und gleichzeitig mit Stil und mineralischem Akzent. Verdichtet sich am mittleren Gaumen, danach geht es über in das mittlere Finale. Elegant und saftig, aber auch mit der nötigen Kantig- und Kernigkeit, die Nebbiolo bestens zu Gesicht steht. Leicht scharfe, pfeffrige Nuancen, auch im Ausklang mit saftiger Sauerkirsche. Giulia Negri hat die schwierige Nebbiolo zu einer anmutigen Diva geformt, ohne ihr Charakter und Temperament zu nehmen: „La Tartufaia“ ist ein formidabler Barolo zwischen handwerklicher Tradition und zeitgemäßer Aufgeschlossenheit!
Zeigt sich noch jugendlich verschlossen, Höhepunkt wohl ab 2028, dann noch mindestens zehn Jahre Entwicklungspotenzial.
Giulia Negri hat ihren Barolo „La Tartufaia“ aus dem Jahr 2020 zu einer anmutigen Diva geformt, ohne ihm Charakter und Temperament zu nehmen.