Negri
„Serradenari“ DOCG Barolo, rosso 2020

Giulia Negris „Serradenari“ ist ein Ausbund an dosierter Kraft und kühler Eleganz

„Serradenari“ heißt die exzellente, sechs Hektar umfassende und nach Südwesten ausgerichtete Monopollage in La Morra, die seit über 100 Jahren im Alleinbesitz von der Familie Negri bewirtschaftet wird. Die Nebbiolo-Reben klettern hier bis auf 540 Meter hinauf, es ist der höchste Weinberg im Piemont, ein Umstand, der unterschiedliche Effekte bewirkt: Die Trauben bekommen oft schon Sonne ab, während tiefer stehende Rebstöcke noch vom Nebel bedeckt werden. In luftiger Höhe reifen die Trauben langsam aus und bewahren auch eine auffällige Frische. Die Böden wechseln alle paar Meter ihr Profil, man findet in unterschiedlicher Zusammensetzung Kalkstein, Lehm, Ton und sandige Auflagen mit Fossilien – ein Hinweis darauf, dass die höchste Erhebung im Barolo von Jahrmillionen eine Insel im Meer war, das die Po-Ebene bedeckte. Giulia Negri bringt die Güte und die Magie dieses außergewöhnlichen Terroirs pointiert auf den Punkt, wenn sie sagt: „Hier mache ich meine Weine, oder besser gesagt, hier stellt Serradenari seine Weine her. Nicht der Zauberer wählt den Zauberstab, sondern der Zauberstab wählt den Zauberer.“ In einer so exponierten Lage ist enorm viel Handarbeit notwendig, zumal die Weinberge von Giulia Negri seit 2019 bio-zertifiziert sein. Nach dem formidablen Jahrgang 2019 hat die umsichtige Ausnahme-Winzerin auch 2020 hervorragende Weine gekeltert, die auf Finesse und Eleganz ausgerichtet sind und mit saftiger Fruchtfülle schon Freude bereiten, trotzdem großes Reifepotenzial zeigen. Nach der manuellen Ernte wurde der Most mit natürlichen Hefen spontan über 40 Tage in kegelstumpfförmigen 6000-Liter-Holzfässern vergoren, danach reifte der Barolo 30 Monate lang in 2500-Liter-Fässern aus slawonischer Eiche. Nach und nach öffnet sich ein erhabenes und vielschichtiges Bukett mit floraler Würze, Himbeere, Kirsche, Pflaume, Hagebutte, Granatapfel, auch Sahnejoghurt, feiner Rauch, nasse, dunkle Erde, gemahlener schwarzer Pfeffer, gemahlener Stein, Orangenschale, Veilchen, Rosenblätter, Hibiskus- Blüte, auch Fleischsaft, geschmolzener brauner Zucker. Im Mund druckvoll mit guter Spannung in einer geschmeidigen, eleganten Textur, die raffinierte Säure ist nahtlos eingebunden, die Gerbstoffe sind reif und von hoher Qualität, ermöglichen eine lange Reife. Saftiger, fruchtiger Kern, rote Kirschen und Pflaume, würzige Mineralik, in der Gaumenmitte Struktur-betont und auch mit einnehmender Fülle und Anmut. Endet mit adretter Schärfe und etwas weißem Pfeffer. „Serradenari“ zeigt sich vielschichtiger, fokussierter, balancierter und auch länger als „La Tartufaia“, mineralisch definiert und hochelegant. Bravissimo, absoluter Spitzen-Barolo von Giulia Negri!

Am besten die nächsten fünf Jahre weglegen, sonst karaffieren. Entwicklung bis sicher 2040+.